Frauen brauchen mehr Schlaf als Männer: Gender Sleep Gap & Studien

Lesezeit 7 Minuten

erschöpfte Frau
Erschöpfung bei Frauen – Foto von Andrea Piacquadio (pexels)
Und wieder einmal gibt es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen, der Auswirkungen auf unseren Alltag hat und bisher wenig beachtet wurde. Warum Frauen mehr Schlaf als Männer brauchen und was das für uns bedeutet, erfährst du hier.

Gibt es in deinem Umfeld mehr männliche Frühaufsteher als weibliche?

Ich habe lange Zeit nicht darauf geachtet, doch nachdem ich erfuhr, dass Frauen aus wissenschaftlicher Sicht mehr Schlaf als Männer brauchen, ist es mir aufgefallen.

Ich habe mich oft mit meinen männlichen Early Bird Freunden verglichen und ein wenig schlecht gefühlt. Ich wollte auch gern möglichst früh in den Tag starten, um ihn voll auszukosten und mehr zu schaffen. Manchmal klappte es, doch an anderen Tagen musste ich den Snooze Button unendliche Male ausnutzen. 

Ich hatte durch diese Schwankungen die Vermutung, dass es mit dem Zyklus zusammenhängen könnte.

Jetzt weiß ich, dass dieses Phänomen nicht nur subjektiv, sondern tatsächlich wissenschaftlich belegt ist! Studien konnten zeigen, dass Frauen mehr Schlaf pro Nacht benötigen als Männer. Im Durchschnitt sind das etwa zwischen 11 Minuten und einer Stunde

Doch warum brauchen Frauen mehr Schlaf? Und was hat dieser Unterschied für eine aktuelle gesellschaftliche Bedeutung für uns? 

In diesem Artikel ​sprechen wir darüber!

4 Gründe: Frauen brauchen mehr Schlaf als Männer

Im Durchschnitt empfehlen Schlafexpert:innen 7 bis 9 Stunden Schlaf pro Nacht (für Erwachsene)sagt, die Schlafstörungsspezialistin Dr. Michelle Drerup. Das kann natürlich für jeden individuell sein und von den Lebensumständen und Phasen abhängen. Dass Frauen mehr Schlaf brauchen steht jedoch fest und hat jedoch folgende Gründe:

1. Komplexere Gehirnaktivität und Multitasking

Frauen neigen dazu, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen – sei es im Beruf, im Haushalt oder bei der Kindererziehung. Diese Fähigkeit zum Multitasking beansprucht das Gehirn intensiver, sagt Birgit Högl – Professorin für Neurologie und Schlafmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck. Laut dem Schlafforscher Jim Horne von der Loughborough University ist das weibliche Gehirn auch komplexer vernetzt, insbesondere zwischen den beiden Hirnhälften. Diese erhöhte kognitive Beanspruchung führt zu einem größeren Erholungsbedarf während des Schlafs. ​

2. Hormonelle Schwankungen

Der weibliche Hormonhaushalt unterliegt regelmäßigen Veränderungen – während des Menstruationszyklus, während und nach der Schwangerschaft und in den Wechseljahren. Diese Schwankungen können den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflussen und zu Schlafstörungen führen. Wenn man diesen Punkt genauer überdenkt, wird einem klar, dass wir Frauen dann im Grunde höchstens 2 Wochen pro Monat normal durchschlafen, wenn wir nicht schwanger oder in den Wechseljahren sind. Denn ca. eine Woche vor der Menstruation beginnen die hormonellen Schwankung, die sich bei vielen Frauen mit PMS (dem prämenstruellen Syndrom) und somit Schlafstörungen, unruhigem Schlaf oder Alpträume, Tagesmüdigkeit und Konzentrationsstörungen am nächsten Tag äußern. 

Genau genommen haben wir also erst wirklich „Ruhe“, wenn wir Hormone, Kinder und die Wechseljahre überstanden haben. 

Lass das kurz sacken…

3. Höhere Anfälligkeit für Schlafstörungen

Die Schlafforschung der Medizinischen Fakultät in Leipzig zeigt: Frauen leiden durchschnittlich häufiger unter Schlafstörungen als Männer. Dazu zählen beispielsweise das Restless-Legs-Syndrom oder Schlaflosigkeit. Diese Störungen beeinträchtigen die Schlafqualität und erhöhen den Bedarf an zusätzlichen Ruhe- und Schlafphasen, um die verlorene Erholung auszugleichen. ​

4. Emotionale und mentale Belastungen

Frauen sind oft stärker emotional eingebunden und übernehmen multiple Rollen im Alltag (Pflegearbeit bzw. Care Arbeit für Kinder, Familienangehörige und ältere Menschen). Diese mentale Belastung kann zu erhöhtem Stress führen, der wiederum die Schlafqualität beeinträchtigt. Auch diese Mehrbelastung von Frauen wurde wissenschaftlich erforscht und belegt. Ein erholsamer Schlaf ist jedoch essentiell, um die täglichen Herausforderungen zu bewältigen.

Gesundheitliche Folgen von Schlafmangel

Was passiert, wenn unser Bedürfnis nach Schlaf nicht gestillt wird? Schlafentzug kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben – sowohl kurzfristig als auch langfristig. Hier sind die wichtigsten Auswirkungen:

Psychische & Kognitive Folgen

  • Konzentrationsstörungen
  • Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen
  • Verminderte Reaktionszeit & Entscheidungsfähigkeit
  • Halluzinationen (bei extremem Schlafentzug)
  • Erhöhtes Risiko für Angststörungen & Depressionen

Körperliche Folgen

  • Geschwächtes Immunsystem
  • Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Herzinfarkt)
  • Stoffwechselstörungen → z.B. Insulinresistenz, erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes
  • Gewichtszunahme durch hormonelle Veränderungen (mehr Ghrelin = Hungergefühl)
  • Magen-Darm-Beschwerden

Langzeitfolgen

  • Chronische Entzündungen im Körper
  • Gedächtnisprobleme & erhöhtes Risiko für Demenz/Alzheimer
  • Frühzeitige Alterungsprozesse (z. B. Hautalterung, Zellabbau)
  • Beeinträchtigung der Hormonregulation (z. B. Cortisol, Testosteron, Melatonin)

Beispiel aus der Forschung – bei längerem Schlafentzug:

Schon nach 24 Stunden Schlafentzug zeigen sich messbare Veränderungen in Gehirnfunktionen – insbesondere im präfrontalen Kortex, der für Planung und Entscheidungsfindung zuständig ist. Nach mehreren Tagen kann es zu mikroschlafartigen Aussetzern kommen, obwohl man noch wach erscheint.

​Gender Sleep Gap – Wie das unterschiedliche Schlafbedürfnis unser Wohlbefinden in der Arbeitswelt beeinflusst

Die ungerechten Verhältnisse zwischen Männern und Frauen scheinen kein Ende zu nehmen. Abgesehen vom Gender Pay Gap gibt es auch den „Gender Health Gap„, der in der Medizin zum Glück immer mehr Beachtung bekommt. Lange Zeit wurden gesundheitliche Studien und Medikamente etc. nur an männlichen Probanden getestet, weil diese hormonell „einfacher“ gestrickt sind. 

Nun holt die Medizin endlich einiges nach und untersucht explizit Frauen zu vielen Themen. Doch dadurch werden halt auch wieder mehr und mehr Probleme aufgedeckt.

Das Thema „alte“ Arbeitswelt ist ein Problem für sich, doch obendrauf kommt nun auch das Problem, dass Frauen mehr Schlaf benötigen als Männer. 

Wir leisten die gleiche Arbeit wie Männer, trotz Periode, trotz Kinder, trotz Care Arbeit, trotz Menopause. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber in mir brodelt es bei dem Thema, denn obendrauf werden wir dafür auch noch schlechter bezahlt. Und angesichts der Mehrbelastungen und des Schlafmangels, sind wir auch anfälliger für gesundheitliche Probleme. 

Meiner Meinung nach brauchen wir Frauen ein komplett anderes Arbeitssystem. Eines, welche an die besonderen Lebensumstände und biologischen Bedürfnisse von Frauen angepasst ist. Schreibe deine Vorschläge hierzu gerne in die Kommentare!

Natürlich ist es ein riesen Thema, die komplette Arbeitswelt zu revolutionieren, doch es würde nicht nur uns Frauen, sondern auch Männern und der gesamten arbeitenden Bevölkerung gut tun. 

Da diese Revolution leider erst am Anfang ist, gibt es momentan nur Dinge, die du aktiv für dich selbst tun kannst.

Tipps für besseren Schlaf

Wenn du nicht die Möglichkeit hast deine Arbeitszeit flexibel zu gestalten, kannst du folgende Tipps anwenden, um zumindest deine neun bis zehn Stunden Schlaf zu bekommen, deren Qualität zu verbessern und Schlafprobleme zu vermeiden: 

Abendliche Routine etablieren

  • Feste Schlafenszeit, auch am Wochenende
  • 30–60 Minuten vor dem Schlafen: runterkommen (kein Stress, keine Arbeit mehr)
  • Rituale helfen: z. B. Lesen, Musik hören, Tee trinken, Meditation

Bildschirm-Zeit reduzieren

  • Mind. 1 Stunde vor dem Schlafen: kein Handy, Laptop oder TV mehr – Blaulicht unterdrückt Melatonin (das Schlafhormon) → nutze ggf. Blaulichtfilter oder „Night Shift“-Modus

Dunkel, kühl und gemütlich schlafen

  • Optimal: 16–19 °C im Schlafzimmer
  • Abdunkelung durch Vorhänge oder Schlafmaske
  • Absolute Ruhe oder ggf. weiße Geräusche/Naturklänge
  • Eine gemütliche Schlafatmosphäre, ein bequemes Boxspringbett, eine komfortable Matratze und ein ergonomisches Kopfkissen unterstützen die Wirbelsäule und fördern somit eine entspannte Schlafhaltung

Kein Koffein am späten Nachmittag

  • Koffein kann 6–8 Stunden wirken – also lieber nur morgens/early afternoon
  • Auch schwarzer/grüner Tee, Energy-Drinks und den Zuckerkonsum beachten!

Alkohol ist kein guter Schlummertrunk

  • Man schläft zwar schneller ein, aber die Tiefschlafphasen werden gestört
  • Der Schlaf ist dann weniger erholsam → man wacht oft gerädert auf

Bewegung am Tag, aber nicht zu spät

  • Sport tagsüber hilft beim Einschlafen
  • Aber: Intensive Workouts direkt vor dem Schlafengehen können eher wach machen

Gedanken aufschreiben

  • Wenn du abends viel grübelst: mach ein kleines „Gedanken-Tagebuch“ oder eine To-Do-Liste für morgen – Das entlastet den Kopf – du musst nicht alles im Kopf behalten

Bonus: Natürliche Helfer

  • Baldrian, Lavendel, Passionsblume (z. B. als Tee oder in Kapseln)
  • Melatonin (am besten nur nach Rücksprache oder bei Jetlag)
  • Magnesium (gut für Muskelentspannung und besseren Schlaf)

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Fazit – Dass Frauen mehr Schlaf benötigen, sollte beachtet werden

Der erhöhte Schlafbedarf von uns Frauen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Indikator für die vielfältigen Anforderungen, denen sie täglich begegnen. Ein ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf ist entscheidend für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Es ist daher wichtig, dem individuellen Schlafbedürfnis gerecht zu werden und auf die Signale des Körpers zu achten. Wenn du länger schlafen und somit deine Leistungsfähigkeit verbessern möchtest, kannst du dir meinen „Besser schlafen Guide“ als PDF herunterladen. Wenn du die Tipps regelmäßig befolgst, solltest du schon bald leichter im Alltag zurechtkommen. 

Und hoffentlich müssen wir nicht mehr allzu lange warten, bis sich die Arbeitswelt mehr an die Bedürfnisse von Frauen anpasst.

Autor

  • Gründerin vom Wise Woman Magazine | Coach für ganzheitliche Gesundheit (Ernährungsberaterin nach traditioneller chinesischer Medizin & Coach für kognitive Verhaltenstherapie Techniken)

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