Co-Abhängigkeit Beziehung: 7 Tipps, wie du dich befreien kannst
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Hast du das Gefühl, dich in deiner Beziehung stark zu verlieren und dein eigenes Leben zu vernachlässigen?
Ist dein_e Partner_in sehr kompliziert, anspruchsvoll oder eventuell sogar suchtkrank? Oder hat dein_e Partner_in psychosomatische Beschwerden? Spürst du eine gewisse Abhängigkeit in der Beziehung?
Dann bist du auf dem richtigen Weg, wenn du dich hier erkundigst und dir Hilfe suchst.
In diesem Artikel erkläre ich den Begriff der Co-Abhängigkeit und alles was damit zusammen hängt. Am Ende findest noch hilfreiche Tipps, um dich aus dieser Dynamik zu befreien. Ich hoffe dieser Artikel hilft dir dabei, deine Situation besser zu verstehen und dir eine gesündere Zukunft aufzubauen.
Was ist eine Co-Abhängigkeitsbeziehung?
Eine Co-Abhängigkeitsbeziehung ist eine dynamische Interaktion zwischen zwei Personen, bei der eine Person – der Co-Abhängige – in ungesunder Weise von der anderen Person – oft jemandem der suchtkrank ist oder andere dysfunktionalen Verhaltensweisen aufweist – abhängig ist.
Typischerweise zeigt der Co-Abhängige Mensch Verhaltensmuster wie übermäßige Fürsorge, Kontrolle, Verleugnung von Problemen oder die Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse, um die Bedürfnisse der anderen süchtigen/kranken Person zu erfüllen oder um Konflikte zu vermeiden.
Co-Abhängigkeit kann in verschiedenen Arten von Beziehungen auftreten, wie zum Beispiel zwischen Partnern, Eltern und Kindern oder Freunden. Es ist wichtig zu betonen, dass Co-Abhängigkeit nicht nur auf Suchterkrankungen beschränkt ist, sondern sich auf verschiedene Formen von dysfunktionalem Verhalten beziehen kann. Es ist eine komplizierte und schädliche Dynamik, die professionelle Unterstützung und das Mitwirken von Angehörigen erfordern kann, um sie zu bewältigen. Denn wer co-abhängig ist, kann sich die toxische Situation meist erst nach langem Leidensweg selbst eingestehen. Darüber hinaus versuchen diese Personen oft die Realität zu vertuschen, bevor sie endlich beginnen sich befreien zu wollen.
Der psychologische Hintergrund dieser Abhängigkeit
Der psychologische Hintergrund von Co-Abhängigkeit in Beziehungen liegt meist in der frühen Kindheit und den erlebten Beziehungsdynamiken. Einige mögliche Ursachen und Faktoren sind folgende:
1. toxische Familienmuster: Menschen, die in Familien aufgewachsen sind, in denen Co-Abhängigkeit oder suchtkranke Personen vorhanden waren (z.B. Alkoholabhängigkeit), können dazu neigen, ähnliche Verhaltensmuster in ihren eigenen Beziehungen zu replizieren. Sie haben möglicherweise gelernt, dass sie durch die Erfüllung der Bedürfnisse anderer Liebe, Anerkennung oder Sicherheit erhalten. Außerdem können sie unter eigenen Schuldzuweisungen leiden, wenn sie sich nicht um andere kümmern. Dieses Verhalten kennt man auch unter der Bezeichnung Helfersyndrom oder People Pleasing.
2. Geringes Selbstwertgefühl: Personen in Abhängigkeitsbeziehungen haben oft ein geringes Selbstwertgefühl und suchen sich daher Bestätigung und Selbstwert durch die Pflege und Unterstützung anderer. Auch wenn dies auf Kosten ihrer eigenen Bedürftigkeit geht. Es kann eine gewisse Beziehungssucht entstehen, denn diese Menschen wissen nicht, wie sie sich eine individuelle Wertigkeit aufbauen können, die nicht abhängig von dem Partner ist. Sie brauchen Liebe und Bestätigung von anderen, denn das können sie sich selbst nicht geben.
3. Angst vor Ablehnung oder Konflikt: Co Abhängige Menschen können Angst davor haben, verlassen zu werden oder Konflikte auszulösen, und versuchen daher, die Bedürfnisse der anderen Person zu erfüllen, um Harmonie aufrechtzuerhalten oder sich vor Ablehnung zu schützen. Durch diese Angst entwickeln sie eine gewisse Hörigkeit, und lassen jegliches negatives Verhalten über sich ergehen, um die Beziehung aufrecht zu erhalten.
4. Unverarbeitete Traumata oder emotionale Wunden: Manchmal haben Co Abhängige unverarbeitete Traumata oder emotionale Wunden aus der Vergangenheit, die sie dazu veranlassen, sich in ungesunden Beziehungen zu engagieren, um diese Wunden zu kompensieren oder zu vermeiden, sich damit zu beschäftigen.
5. Mangelnde Grenzen: Co-Abhängige Menschen haben oft Schwierigkeiten damit, gesunde Grenzen zu setzen und ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Sie können sich zu stark auf die Bedürfnisse anderer konzentrieren und dabei ihre eigenen hinten anstellen. Dies passiert meist unbewusst, denn wer als Kind keine Grenzen setzen durfte oder schon früh erleben musste, dass die eigenen Grenzen nicht respektiert wurden, der hat als Erwachsener_e ein verzerrtes Bewusstsein von eigenen Grenzen. Bei ihnen entwickelt sich eine gewisse Opferbereitschaft. Gerade in solchen Fällen kommt es schnell zu Missbrauchsbeziehungen.
6. Fehlende Bewältigungsmechanismen: Co Abhängige Menschen können Schwierigkeiten haben, mit Stress, Angst oder anderen emotionalen Herausforderungen umzugehen, und neigen daher dazu, sich auf die Bedürfnisse anderer zu konzentrieren, um sich selbst zu beruhigen oder abzulenken. Sie befassen sich fast ausschließlich mit der anderen Person bzw. mit der Sucht des Partners, statt sich mit ihrem eigenen Leben und Problemen zu beschäftigen.
Siehe auch: ängstlicher Bindungstyp / vermeidender Bindungstyp
Es kann sein, dass nicht alle der hier genannten Faktoren auf dich zutreffen. Doch bei dem ein oder anderen Punkt wirst du dich sicher wiederfinden. Diese spezifischen Beziehungen laufen oft in einem Muster von Phasen ab, welche ich dir im folgenden Abschnitt erkläre.
Die typischen Phasen einer Co-Abhängigkeits-Beziehung
Co-abhängige Beziehungen können verschiedene Phasen durchlaufen, die die Dynamik und Entwicklung der Beziehung widerspiegeln. Finde heraus, in welcher du dich gerade befindest:
1. Phase: Idealisierung und Anfangsphase (Beschützerphase): In dieser Phase gibt es eine starke Anziehungskraft und intensive Verbindung zwischen den Partnern. Die abhängige Person könnte die Bedürfnisse und Wünsche des anderen übermäßig idealisieren und sich stark bemühen, diese zu erfüllen, um zu gefallen.
2. Anpassung und Kontrolle (Kontrollphase): Im Laufe der Zeit beginnt die (liebes) süchtige Person, sich immer stärker auf die Bedürfnisse des anderen zu konzentrieren und ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu vernachlässigen. Sie könnte versuchen, die Situation oder das Verhalten des anderen zu kontrollieren, um Konflikte zu vermeiden oder um sich gebraucht zu fühlen.
3. Verschlechterung und Konflikt (Anklagephase): In dieser Phase können Spannungen und Konflikte zunehmen, da die Bedürfnisse und Erwartungen beider Partner möglicherweise nicht erfüllt werden. Die abhängige Person könnte frustriert oder verärgert darüber sein, dass ihre Bemühungen nicht ausreichen, um die Situation zu verbessern und sie beginnt ein Ungleichgewicht zu spüren.
4. Krise und Realisierung: Möglicherweise tritt eine Krise oder ein Wendepunkt auf, der die co abhängige Person dazu bringt, die Realität ihrer Beziehung und ihre Rolle darin zu überdenken. Dies könnte durch Ereignisse wie einen massiven Streit, Zusammenbruch eines Partners, einer Intervention von außen oder einer persönlichen Erkenntnis ausgelöst werden. Diese Phase kann auch von Gewalt und Missbrauch geprägt sein (emotional oder körperlich).
5. Emanzipation und Neubeginn: In dieser Phase erkennt die co-abhängige Person, dass sie sich von der Beziehung lösen muss, um ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden wiederherzustellen. Sie beginnt, Grenzen zu setzen, Selbstfürsorge zu praktizieren und sich von ungesunden Mustern zu lösen. Im Gegensatz zu den anderen Phasen, in denen Hilfe nicht erwünscht war, beginnt die Person nun darüber zu sprechen und das totschweigen zu brechen, so dass Angehörige endlich ihre Unterstützung einleiten können.
6. Heilung und Wachstum: Schließlich konzentriert sich die co-abhängige Person auf ihre eigene Heilung und persönliche Entwicklung. Sie arbeitet daran, alte Wunden zu heilen, gesunde Beziehungen aufzubauen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Diese Phasen sind nicht immer linear und können sich in unterschiedlichem Tempo entwickeln. Menschen in Abhängigkeitsverhältnissen können auch in verschiedenen Phasen gleichzeitig stecken bleiben oder zwischen ihnen hin- und herwechseln. Es ist wichtig zu erkennen, dass die Heilung und der Ausstieg aus einer co-abhängigen Beziehung ein individueller Prozess ist, der Zeit, Unterstützung und Selbstreflexion erfordert.
Folgen einer Co-Abhängigkeit in der Beziehung
Co abhängige Beziehungen können leider eine Vielzahl von negativen Folgen für alle beteiligten Personen haben:
1. Emotionale Belastung: Diese Beziehungen können zu erheblichen emotionalen Belastungen führen. Der abhängige Partner kann sich gestresst, ängstlich, deprimiert, panisch oder hoffnungslos fühlen, besonders wenn die Beziehung von Konflikten, Unsicherheit und Ungewissheit geprägt ist.
2. Niedriges Selbstwertgefühl: Beziehungsabhängige Menschen neigen oft dazu, ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstachtung von der Zustimmung und Anerkennung anderer abhängig zu machen. Wenn ihre Bemühungen, die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen, nicht ausreichen oder nicht geschätzt werden, kann dies zu einem weiteren Rückgang des Selbstwerts führen.
3. Vernachlässigung des eigenen Lebens: Durch die emotionale Abhängigkeit neigen die betroffenen Personen dazu, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu vernachlässigen, während sie sich übermäßig auf die Bedürfnisse des anderen konzentrieren. Dies kann zu einem Verlust der eigenen Identität und Lebenszufriedenheit führen.
4. Unabhängigkeitsverlust: Entsteht eine Co-Abhängigkeit, können Menschen abhängig von der Beziehung und dem Partner werden, um ihre eigene Identität und ihr (falsches) empfundenes Wohlbefinden zu definieren. Dies kann zu einem Verlust der Unabhängigkeit und der Fähigkeit führen, eigenständige Entscheidungen zu treffen.
5. Gesundheitliche Probleme: Die chronische Stressbelastung und emotionale Belastung, die mit derart toxischen Beziehungen einhergehen können, können zu einer Verschlechterung der physischen und psychischen Gesundheit führen. Dazu gehören Symptome wie Gedanken kreisen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenerkrankungen, Angststörungen oder Depressionen, bis hin zur Selbstaufgabe. Wenn die Partner finanziell verstrickt sind, kann dies auch zu Existenzangst führen.
6. Soziale Isolation: Co-abhängiges Verhalten kann dazu führen, dass die co-abhängigen Personen sich von Freunden, Familie und anderen sozialen Unterstützungssystemen zurückziehen, um die Beziehung aufrechtzuerhalten oder zu schützen. Sie versuchen die Probleme zu leugnen. Dies kann zu sozialer Isolation und Einsamkeit führen.
7. Fortdauer der Dysfunktion: Abhängige Personen laufen Gefahr, dass ihre dysfunktionalen Muster und Verhaltensweisen fortbestehen und von Generation zu Generation weitergegeben werden, wenn sie nicht erkannt und unterbrochen werden.
Es ist wichtig anzumerken, dass diese Beziehungen nicht nur für die co-abhängige Person schädlich sind, sondern auch für den Partner oder die Person, von der sie abhängig ist.
Was du tun kannst, um aus dieser Dynamik raus zu kommen
Das Verlassen so einer intensiven Beziehung kann eine schwierige und herausfordernde Entscheidung sein, aber es ist ein wichtiger Schritt für deine persönliche Gesundheit und Wohlbefinden. Hier sind einige Schritte, die dir helfen können, aus der Situation herauszukommen:
1. Selbstreflexion: Nehme dir Zeit, um über die Beziehung und deine Rolle darin nachzudenken. Reflektiere über dein eigenes Wohlbefinden, Grenzen und Wünsche. Schreibe auf, wie die Beziehung deine emotionale und psychische Gesundheit beeinflusst hat.
2. Professionelle Unterstützung suchen: Suche nach einem Therapeuten oder Berater, der auf diese Art der Problemathik spezialisiert ist. Professionelle Unterstützung kann dir helfen, die Dynamik der Beziehung zu verstehen, ungesunde Muster zu erkennen und positive Veränderungen vorzunehmen. Manchmal ist es auch einfach gut, eine Person bei sich zu haben, die einem dem Rücken stärkt.
3. Grenzen setzen: Lerne, gesunde Grenzen zu setzen und deine Bedürfnisse zu kommunizieren. Sei bereit, „Nein“ zu sagen, wenn du etwas nicht tun möchtest oder wenn es deine Grenzen verletzt.
4. Selbstfürsorge praktizieren: Konzentriere dich auf deine eigene Selbstfürsorge und dein Wohlbefinden. Nehme dir Zeit für Dinge, die dir Freude bereiten, wie Hobbys, soziale Aktivitäten, Sport oder Entspannungsübungen. Es ist wichtig etwas zu finden, dass dich aus dem Dauerstress und der Anspannung raus bringt.
5. Unterstützung suchen: Suche dir Unterstützung von Freunden, Familie oder einer Selbsthilfegruppe. Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann tröstend und ermutigend sein. Vor allem hilft es dir die Realität zu erkennen und die gefühlte Verantwortung ablegen zu können.
6. Entwicklung eines Ausstiegsplans: Oft hilft es einen Plan zu erstellen, um sich aus der Beziehung zu lösen, einschließlich der Sicherung von Unterstützung, Identifizierung von Ressourcen und möglichen Wohn- oder Finanzregelungen.
7. Konsequenz: Bleib konsequent bei deinem Entschluss, die Beziehung zu beenden, auch wenn es schwierig ist. Vermeide es, dich auf Schuldgefühle oder Manipulationen einzulassen, die dich davon abhalten könnten, die Beziehung zu verlassen. Gerade bei narzisstischen Partnern ist es besonder schwer, konsequent zu sein. Denn sie sind Meister der Manipulation. Narzissten können einen Partner, der sich entfernen möchte schnell wieder gefügig machen, indem sie ihn/sie mit Liebesbekundungen und Entschuldigungen überhäufen. Doch diese sind nur Mittel zum Zweck und oft nicht ernst gemeint. Auch bei Partnern mit Borderline-Erkrankung erfordert die Loslösung eine menge Mut, denn Menschen mit dieser psychischen Erkrankung neigen dazu, sich selbst zu verletzen und in Gefahr zubringen, wenn sich der Partner entfernt.
Das Verlassen einer co-abhängigen Beziehung kann ein Prozess sein, der Zeit, Geduld, Mut und Selbstliebe erfordert. Du solltest dich auf die Heilung und den Aufbau gesunder Beziehungen in der Zukunft zu konzentrieren. Ich hoffe dieser Artikel konnte dir genug Rat und Einsicht geben, um deine Situation positiv zu verändern.
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