Der vermeidende Bindungstyp: Erkenne deine Muster und löse sie
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Kennst Du das Gefühl, dass Nähe Dich eher einengt und unsicher macht, statt bereichert?
Fühlst Du Dich schnell überfordert, wenn Menschen zu viel von Dir wollen, oder hast Du manchmal das Bedürfnis, Dich emotional zurückzuziehen? Vielleicht macht dich emotionale Intimität sogar ängstlich.
Dann könnten Deine Muster auf den vermeidenden Bindungstypen hinweisen.
Laut der Bindungstheorie von John Bowlby und Mary Ainsworth gibt es 4 Bindungsstile- und Typen, die sich in einer Partnerschaft äußern können. In folgendem Artikel kannst du mehr über alle 4 erfahren:
Wie die 4 Bindungstypen in Beziehungen agieren
In diesem Artikel gehe ich jedoch genauer auf den unsicher-vermeidenden Bindungstyp ein.
Hier kannst Du herausfinden, ob dieser Bindungsstil wirklich auf Dich zutrifft und wie Du an deiner unterbewussten Bindungsangst arbeiten kannst.
Was zeichnet unsicher-vermeidende Bindungstypen aus?
Als vermeidender Bindungstyp hast Du vermutlich früh gelernt, auf Dich allein gestellt zu sein. Vielleicht hattest Du als Kind das Gefühl, dass Deine Bedürfnisse nach Zuwendung, Trost oder Nähe von deinen Bezugspersonen nicht wirklich erfüllt wurden. Um Dich vor Schmerz zu schützen, hast Du Dir unbewusst angewöhnt, Emotionen zu unterdrücken und Dich unabhängig zu machen.
Autonomie gab dir mehr Sicherheit und du hast dein Bedürfnis nach Nähe tief in dir vergraben. Vielleicht sogar so sehr, dass du dir selbst gegenüber leugnest, es zu empfinden. Menschen mit einem vermeidenden Bindungsstil spüren in einigen Fällen sogar eine intensive Abneigung zu emotionaler Nähe.
In Beziehungen zeigst Du oft folgende Verhaltensweisen:
- Distanziertheit: Du fühlst Dich wohler, wenn Menschen Dir nicht zu nahe kommen. Du bevorzugst einen Wechsel von Nähe und Distanz.
- Starke Unabhängigkeit: Du bist stolz darauf, Deine Probleme alleine zu lösen und möchtest Dich nicht auf andere verlassen.
- Rückzug bei Konflikten: Wenn es emotional wird, ziehst Du Dich zurück, statt Probleme anzusprechen.
- Schwierigkeiten, Emotionen zu zeigen: Es fällt Dir schwer, Deine Gefühle offen zu kommunizieren, selbst wenn Du tief empfindest.
Welche Probleme entstehen in Beziehungen mit dem vermeidenden Bindungstyp?
Vielleicht hast Du schon bemerkt, dass Deine Distanz andere verletzt, selbst wenn das nicht Deine Absicht ist. Doch der Umgang mit Nähe ist schwer für dich. Partner:innen könnten sich abgelehnt oder ungeliebt fühlen, weil sie Deine Nähe nicht spüren. Du neigst dazu, dich abweisend zu verhalten. Konflikte eskalieren daher schnell, weil Du Dich zurückziehst und dadurch wichtige Gespräche blockierst.
Auch für Dich selbst kann dieses Bindungsmuster schmerzhaft sein. Obwohl Du Nähe vermeidest, sehnst Du Dich tief im Inneren nach echter Verbindung. Dein Schutzmechanismus wird dann zum Teufelskreis: Je mehr Du Dich abschottest, desto mehr isolierst Du Dich emotional. Du schwankst zwischen den Extremen der Verlustangst und dem Gedanken, die Beziehung zu beenden. Wobei die Verlustangst oft eher unterbewusst ist und das Bedürfnis deinen persönlichen Raum zu wahren überwiegt.
Wie kannst Du es schaffen, eine gesunde Beziehung zu führen?
Der erste Schritt, um Muster zu verändern, ist immer Bewusstsein. Wenn Du erkennst, dass Du vermeidend reagierst, kannst Du beginnen, daran zu arbeiten. Hier sind einige Ansätze:
Reflektiere Deine Ängste vor Nähe
Frage Dich: Warum fühlt sich Nähe für mich bedrohlich an? Habe ich Angst, verletzt oder abgelehnt zu werden? Diese Selbstreflexion hilft Dir, den Ursprung Deines Verhaltens besser zu verstehen.
Übe, Deine Gefühle wahrzunehmen
Nimm Dir bewusst Zeit, um in Dich hineinzuhorchen. Was fühlst Du in bestimmten Momenten? Emotionen zu benennen, kann helfen, Dich ihnen nicht mehr ausgeliefert zu fühlen.
Sprich offen über Deine Bedürfnisse
Auch wenn es ungewohnt ist, teile Deinem Gegenüber mit, was in Dir vorgeht. Erkläre, dass es Dir schwerfällt, Nähe zuzulassen, aber dass Du daran arbeiten möchtest. Ehrlichkeit schafft Verständnis und stärkt Beziehungen.
Lerne, Vertrauen aufzubauen
Vertrauen entsteht durch kleine Schritte. Lasse jemanden nach und nach näher an Dich heran. Du musst nicht alles auf einmal preisgeben – aber probiere aus, wie es sich anfühlt, Unterstützung anzunehmen.
Trau Dich, körperliche und emotionale Nähe zuzulassen
Echte emotionale und physische Nähe können für Dich eventuell eine Herausforderung sein. Versuche, intime Momente auch ohne die Hilfe von Alkohol oder anderen Substanzen zu erleben und dich dabei zu entspannen.
Beschäftige dich damit, dein inneres Kind zu heilen.
Dazu findest du hier mehr Informationen: inneres Kind heilen
Hole Dir Unterstützung
Therapie oder Coaching können Dir helfen, die Muster Deines vermeidenden Bindungsstils aufzulösen. Ein:e Therapeut:in kann Dir Werkzeuge an die Hand geben, um alte Wunden zu heilen und neue Verhaltensweisen zu etablieren.
Wie kann ich mit vermeidenden Partnern umgehen
Falls du selbst einen anderen Bindungsstil hast und dein:deine Partner:in der:die vermeidende Person ist, würde ich dir folgendes empfehlen:
Kommunikation ist die halbe Miete:
- Versuche die Bedürfnisse deiner Partner:innen zu erkunden und geht ins Gespräch, wie ihr eine Balance zwischen euren beiden Bedürfnissen finden könnt.
- Frage deine Partner:innen nach Sorgen und Ängsten, was die Beziehung angeht.
- Gebe ihm:ihr etwas mehr Raum, wenn er:sie sich zurück zieht
- Arbeite an deinen eigenen Unsicherheiten und versuche deinen Selbstwert nicht von dem Verhalten deiner Partner:innen abhängig zu machen.
- Respektiere die Grenzen deiner Partner:innen.
Falls die Beziehung zu belastend für dich oder euch wird, überlege, ob es wirklich das beste für euch ist, zusammenzubleiben. Ja, das ist hart. Aber manchmal passt man als Paar einfach nicht zusammen, hat aber die Chance auf eine wunderbare Freundschaft.
Fazit
Als vermeidender Bindungstyp hast Du Dir Deine Schutzmauern aus gutem Grund aufgebaut – sie haben Dich in der Vergangenheit vor Schmerz bewahrt. Doch jetzt, als Erwachsener:e, kannst Du lernen, diese Mauern Schritt für Schritt abzubauen, um tiefere und erfüllendere Beziehungen zu führen. Vor allem auch, um deinen Wunsch nach Nähe zu erfüllen und positive Beziehungserfahrungen zu machen.
Es ist nicht leicht, sich seinen Ängsten zu stellen, aber Du wirst sehen: Je mehr Du Dich darauf einlässt, desto mehr kannst Du erleben, wie bereichernd echte Nähe sein kann. Und wer weiß – vielleicht entdeckst Du sogar, dass Deine Unabhängigkeit und die Fähigkeit, Nähe zuzulassen, wunderbar miteinander vereinbar sind.
Finde heraus, welchen Bindungstyp du hast und mach den Bindungstypen Test.
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