Die 3 besten Methoden, um schwierige Entscheidungen zu treffen

Lesezeit 12 Minuten

frau beim nachdenken
Foto von Anastasia Shuraeva (Pexels)

Wer keine Entscheidung treffen kann, bleibt stehen.

Sich vor einer wichtigen Entscheidung zu drücken, die das Leben positiv beeinflussen könnte, gilt sogar als Selbstsabotage.

Vielleicht kennst du es. Du möchtest endlich vorankommen im Leben, und du hast sogar einen Plan. Doch mit diesem Plan hängt eine wichtige Entscheidung zusammen. Bevor du diese nicht gefällt hast, kommst du keinen Zentimeter weiter. 

Das Glück scheint so nahe, doch es fühlt sich an, als würdest du vor einer Mauer stehen, um die es keinen Weg herum gib. Der einzige Weg führt durch zwei Türen und du musst dich entscheiden, durch welche du gehst. Beide Türen werden dein Leben auf eine andere Art und Weise verändern. 

Wie triffst du nun die richtige Entscheidung?

In diesem Artikel stelle ich dir meine 3 Lieblingsmethoden für gute Entscheidungen, aus der kognitiven Verhaltenstherapie, vor und gebe dir noch weitere Tipps und Methoden, für einen hilfreichen Entscheidungsprozess. Danach kannst du ganz rational abwägen, was für dich das Beste ist und musst dich nicht mehr ausschließlich auf dein Bauchgefühl verlassen, auch, wenn das definitiv wichtig ist. 

Doch zuerst erkläre ich dir ein paar Hintergründe über die Psychologie unserer natürlichen Entscheidungsfindungen. Falls dich das weniger interessiert, kommst du hier direkt zu den Methoden.

Wie treffen wir Entscheidungen – Die Entscheidungspsychologie

Vereinfacht gesagt arbeitet unser Gehirn generell so, dass es versucht Energie zu sparen, Sicherheit für unser Überleben zu gewährleisten und effektiv zu handeln. Daher bezieht es sich bei Entscheidungen meistens auf Erfahrungen. Haben wir eine Entscheidung getroffen, die gut war, treffen wir sie beim nächsten Mal wieder. Bei schlechten Erfahrungen meiden wir ähnliche Entscheidungen in der Zukunft. 

Das heißt, wenn du mal ein exotisches Gericht probiert hast, und du davon fasziniert warst, wirst du auch zukünftig gerne neue Speisen ausprobieren. Hattest du damit jedoch beim ersten Mal eine negative Erfahrung, wie z.B. starke Verdauungsbeschwerden, wirst du in Zukunft Experimente in diese Richtung eher lassen.

Doch wir können hier noch etwas tiefer in den Denkprozess eintauchen.

Daniel Kahneman, ein Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, beschreibt in seinem Werk Thinking, Fast and Slow (dt. Schnelles Denken, langsames Denken) ein Modell, das menschliche Entscheidungsprozesse in zwei Systeme unterteilt:

System 1 (schnelles Denken):

  • Arbeitet automatisch, intuitiv und emotional.
  • Nutzt Heuristiken (mentale Abkürzungen) für schnelle Entscheidungen.
  • Ist fehleranfällig, da es oft kognitive Verzerrungen (Biases) verwendet.


Beispiele System 1 (schnelles, intuitives Denken)

Autofahren auf einer bekannten Strecke – Du fährst fast automatisch, ohne groß nachzudenken.
Gesichter erkennen – Du siehst jemanden und weißt sofort, ob du ihn kennst oder nicht.
Eine einfache Matheaufgabe lösen (z. B. 2 + 2 = ?) – Die Antwort kommt dir spontan in den Kopf.
Sofort reagieren, wenn jemand dich erschreckt – Du zuckst zurück, bevor du bewusst über die Situation nachdenkst.
Ein Wort in einem Satz ergänzen – „Brot und …?“ → Wahrscheinlich hast du sofort „Butter“ oder ,,Wasser“ gedacht.

System 2 (langsames Denken):

  • Ist analytisch, kontrolliert und benötigt kognitive Anstrengung.
  • Wird für komplexe Entscheidungen und logisches Denken genutzt.
  • Kann die Fehler von System 1 korrigieren, wird aber oft „faul“ oder überlastet.

Beispiele System 2 (langsames, analytisches Denken)

Eine komplizierte Matheaufgabe lösen (z. B. 17 × 24 = ?) – Hier musst du bewusst nachdenken.
Eine wichtige Kaufentscheidung treffen – Soll ich das teurere, aber bessere Produkt nehmen oder das günstigere?
Einen neuen Weg zur Arbeit finden – Du brauchst Aufmerksamkeit und Orientierung, weil er ungewohnt ist.
Ein schwieriges Gespräch führen – Du musst deine Worte sorgfältig abwägen.
Einen Vertrag oder ein komplexes Dokument lesen – Hier brauchst du Konzentration, um die Details zu verstehen.

Oft arbeiten beide Systeme zusammen: Beim Autofahren nutzt du System 1 für Routineaufgaben (Lenken, Blinken), aber wenn eine unerwartete Situation kommt (z. B. ein plötzliches Hindernis), wird System 2 aktiviert.

Unsere Entscheidungen basieren also oft auf einem Zusammenspiel beider Systeme. Viele Alltagsentscheidungen werden automatisch mit System 1 getroffen, während System 2 in anspruchsvollen oder ungewohnten Situationen aktiv wird.

Was steckt hinter einer Entscheidungsschwäche?

Vielleicht kennst du das Szenario aus der Familie oder dem Freundeskreis. Es gibt Menschen, die scheinen alles direkt aus dem Bauch heraus entscheiden zu können und zögern nicht lange. Andere hingegen hadern bei der kleinsten Fragestellung ewig mit sich. Die Eisdiele ist oft ein Paradebeispiel für solche Situationen. Ein altes Ehepaar steht vor der Vitrine. Einer bestellt direkt eine Kugel Schoko, während der:die andere sich nicht zwischen den neuen Sorten und der alten Lieblingssorte entscheiden kann. Sie stehen ewig vor der Ausgabe und halten die Schlange auf.

Doch was, wenn es um größere Entscheidungen, als um Eiskugeln geht?

Es gibt zwei Hauptformen der Unentschlossenheit:

1. Im Autopilot-Modus sein

Manche Menschen scheinen wie im Autopilot zu leben und folgen blind ihren Impulsen. Manchmal sind sie sich noch nicht einmal bewusst, was sie tun oder warum sie es tun. Sie haben noch nie die Vor- und Nachteile einer Situation abgewogen oder stundenlang über eine Entscheidung nachgedacht. Im ersten Moment könntest du denken, dass das beneidenswert sei. Doch leider ist es das oft nicht.

Sie sind im Autopilot, weil sie gelernt haben, den Normen und Erwartungen ihres Umfeldes zu folgen. 

Der Vater will, dass du das Familienunternehmen übernimmst. Du willigst ein, weil du erzogen wurdest, deinen Eltern nicht zu widersprechen. 

Du denkst, dass du Kinder kriegen und heiraten musst, weil es die Gesellschaft so von dir erwartet. 

Wenn dir diese oder ähnliche Szenarien bekannt vorkommen, warst du dir bisher womöglich nicht deiner eigenen Autorität und Freiheit bewusst. 

Besonders wenn du erwachsen bist, hast alleine du die Macht über dein Leben und deinen Willen!

2. Feststecken

Die zweite Form von Entscheidungsschwierigkeiten sind Gefühle des Feststeckens.

An diesem Punkt hast du bereits begriffen, dass du eine eigene Wahl hast, aber du kannst dich vielleicht nicht zwischen mehreren Optionen entscheiden, oder es fällt dir schwer, nach der Entscheidung tatsächlich die ersten Schritte zu machen.

Das kann 4 verschiedene Gründe haben:

Du glaubst, du weißt nicht, was du willst: 

Manchmal glaubst du, du weißt einfach nicht, was du willst und fällst darum gar keine Entscheidung. Oder du zögerst solange, bis deine Optionen nicht mehr verfügbar sind. Manche sagen dann: ,,Oh, dann muss es wohl Schicksal sein, dass es nicht für mich geklappt hat.“ Doch Schicksal wäre eher, wenn du es versuchst, und es DANN nicht klappt. Meistens steckt dahinter eine Angst. Du weißt insgeheim schon, was du willst, aber du hast Angst davor. Und somit verlierst du trauriger Weise deine Chancen.

Perfektionismus:

Für die meisten Menschen ist Perfektionismus ein großer Erfolgsstopper. Sie könnten alles, was sie wollen, erreichen. Aber sie zögern zu lange, weil sie unsicher sind. Sie suchen ständig nach dem perfekten Szenario und kommen so nie aus dem Suchen heraus. Dabei wäre es schon hilfreich, einfach anzufangen, auch wenn die Situation nicht perfekt ist. Wenn du grob weißt, was du willst, kannst du in kleinen Schritten vorwärts gehen und merkst dann im Prozess, welche Optimierungen du vornehmen kannst. Sobald du erst einmal anfängst und in Bewegung kommst, wird der Prozess leichter.

Unentschlossenheit generell:

Wenn du tatsächlich nicht weißt was du willst, ist es hilfreich, sich alle Optionen im Detail vorzustellen. Die Übung dazu findest du im Abschnitt mit den Methoden für die Entscheidungsfindung.

Unsicherheit:

Am liebsten hättest du ein Orakel, was dir deine verschiedenen Zukunftsszenarien voraussagt, damit du dich für die beste Version entscheiden kannst. 

Das wünschen sich viele! Doch leider sieht die Realität anders aus.  Auch hier ist die Lösung, erstmal das Wasser zu testen. Taste dich vor und kundschafte aus, was passiert, wenn du verschiedene Wege gehst. Die Antworten findest du im Prozess selbst.

So triffst du die richtigen Entscheidungen: Methode aus der kognitiven Verhaltenstherapie

Jetzt geht es endlich ans Eingemachte. Wir lösen dein Problem!

Ich nutze gerne Taktiken aus der kognitiven Verhaltenstherapie, denn sie fokussiert sich darauf, deine Denkmuster umzuwandeln und so zu trainieren, dass du neue Einsichten für dein Leben erhältst.

Methode 1.

Wenn du dich nicht traust, erste Schritte in der Realität auszutesten, um dich für das zu entscheiden, was sich besser anfühlt, dann visualisiere dir die verschiedenen Zukunftsszenarien! 

Nehme dir einen Stift und Papier, oder was dir lieb ist, und schreibe alle Optionen nebeneinander. Darunter beantwortest du dann folgende Fragen:

Wie würde sich alles entwickeln und was kommt dabei raus, wenn du jede Option einzeln betrachtest?

Beispiel:

Was wäre, wenn ich Option 1. wählen würde: Ich hätte mehr Zeit, aber weniger Geld, ….

Was wäre, wenn ich Option 2. wählen würde: Ich hätte weniger Zeit, aber mehr Geld,…

Versuche hier so viel wie möglich ins Detail zu gehen und dir alles auszumalen, was passieren könnte.

Wie fühlst du dich mit den verschiedenen Szenarien?

Horche in dich rein und finde heraus, mit welcher Option du dich besser fühlen würdest?

Was wären die nächsten Schritte für jedes Szenario?

Angenommen du hättest dich entschieden, was wären die nächsten Schritte für deine verschiedenen Optionen.

Führe diesen Prozess weiter

Spinne diese fiktiven Szenarios solange weiter, bis du weißt, was sich besser anfühlt oder was sinnvoll für dich wäre. 

Methode 2. – Für unwiderrufliche Entscheidungen 

Manchmal gibt es Szenarien im Leben, in denen wir bei einer bestimmten Entscheidung etwas gewinnen können, aber dafür etwas anderes unwiderruflich verlieren werden. Wenn du zum Beispiel zwei verschiedene Jobangebote hast, deinen derzeitigen Job zu kündigen, auszuwandern, ein Kind zu bekommen oder dich für das Leben als Single oder eine Beziehung entscheiden willst.

Aus der Angst heraus, etwas permanent zu verlieren, fühlst du dich vielleicht paralysiert. Du hast Angst, deine Entscheidung zu bereuen. Aber wenn du keine Entscheidung fällst, wird das Leben es für dich tun. Nicht jeder:e wird auf dich warten und dein Schiff segelt von dannen.

Daher gibt es zwei Dinge, die hier zählen:

  1. Ehrlichkeit zu dir selbst
  2. Akzeptanz

1. Ehrlichkeit zu dir selbst

Du musst ehrlich zu dir sein, was du auf beiden Seiten verlieren wirst. Es gibt eine schöne Metapher für diese zweite Übung. Nehmen wir an, jeder Mensch hat immer zwei Optionen im Leben bzw. zwei verschiedene Realitäten, für die er:sie sich entscheiden kann. Das heißt, eine wird gelebt und die andere bleibt ein Geisterschiff, welches davon segelt. 

methoden helfen
Foto von Pixabay

Niemand kann zwei verschiedene Realitäten des Lebens leben. Alle müssen sich entscheiden. Ein Schiff wird beladen und bekommt eine Crew und das andere fährt unbemannt in den Nebel des Niemalslandes.

Die Frage ist nun: Welches Boot lässt du davon ziehen?

Dabei helfen dir diese Nebenfragen. Beantworte sie am besten schriftlich:

  1. Was sind die positiven Dinge und Erfahrungen, die ich erleben werde, wenn ich Leben Nummer 1 wähle?
  2. Was werde ich verlieren, wenn ich NICHT Leben Nummer 2 wähle?

Drehe nun die Optionen um. Was wäre, wenn du dich für Leben Nummer 2 statt 1 entscheiden würdest?

Sei brutal ehrlich und schreibe alles auf, was du dir denken kannst.

Wenn du bereit bist und dich entschieden hast, welches Schiff du ins Nirvana segeln lässt, und welches du startklar machst, stelle dir diese letzte Frage:

3.  Wenn du 85 Jahre alt wärst, welches Leben würdest du bereuen, NICHT gelebt zu haben?

Diese Übung wird dir sehr viel Klarheit bringen. Danach brauchst du nur noch eins: Mut!

Lass dein Geisterschiff ziehen.

2. Akzeptanz

Als nächstes versuche das Leben anzunehmen, welches wahrhaftig deines ist, und lass das andere aufrichtig los.

Du wirst niemals herausfinden, was wirklich passiert wäre, wenn du dich anders entschieden hättest, aber du hast eine starke, bewusste Entscheidung für dich getroffen.

Schließe Frieden damit.

Wir alle haben diese Geisterschiffe. Sie gehören zum Leben dazu. Manchmal testet uns das Universum auch und verspricht uns verborgene Piratenschätze auf diesen Schiffen. Doch Gold alleine macht nicht glücklich.

Dritte Methode zur Entscheidungsfindung

Falls du noch nicht genug Input hast, habe ich eine weitere Entscheidungshilfe für dich. Sie ähnelt den anderen, aber ist schneller anzuwenden. Das heißt, du kannst sie direkt anwenden, wenn du es mal eilig hast.

Die 10-10-10 Methode

Hierbei überlegst du dir einfach, welche Auswirkungen deine Entscheidung für dich und andere in zehn Minuten, zehn Monaten und zehn Jahren hätte. Auch hier kannst du je nach Zeit ins Detail gehen, oder dir nur eine kurze aber konkrete Vorstellung von der wahrscheinlichen Zukunft machen. 

2 Tipps

Zusätzlich helfen dir diese 2 Tipps bei Unentschlossenheit:

  1. Stelle dir vor, du würdest 100 Leuten von deinem neuen Leben erzählen bzw. deiner Entscheidung erzählen. Wie fühlst du dich dabei? Gut oder komisch? Vielleicht sogar unwohl? Das ist ein interessanter Hinweis für deine Wahl.
  2. Frage dich, worum es dir eigentlich wirklich geht. Was ist dir wichtig? Wie willst du in der Zukunft wirklich leben? Was gibt dir Lebensqualität? Ist es Prestige durch eine Karriere oder ist es eine gute Work-Life-Balance?

Fazit: Schwere Entscheidungen zu treffen, kann man lernen

Damit sind wir am Ende der Zukunftsvisionen-Odyssee angekommen. Wir haben keine Wahrsager:innen getroffen, aber wir haben selbst verschiedene Zauberkugeln kreiert, in die wir hineinblicken konnten. 

Wenn dir diese Methoden etwas gebracht haben, teile den Artikel gerne mit Freund:innen, Familie oder auf deinen Social Media Kanälen. Lass uns auch anderen Menschen helfen!

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Autor

  • Gründerin vom Wise Woman Magazine | Kommunikationswirtin | Ernährungsberaterin nach traditioneller chinesischer Medizin | Coach für kognitive Verhaltenstherapie Techniken

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