Das Cat Lady Phänomen – Der positive Imagewandel von Frauen ohne Kinderwunsch


kinderlos glücklich

“Ich möchte keine Kinder”

Immer, wenn ich diesen Satz ausspreche, bekomme ich verschiedenste Reaktionen.

“Das ändert sich bestimmt, wenn du älter bist!“

“Hast du nicht den Wunsch, Mutter zu sein?!“

“Mit dem richtigen Mann ändert sich das!”

“Wenn du alt bist, wirst du ohne Kinder alleine sein!”

Ich könnte diese Liste von Reaktionen unendlich weiterführen.

Es gab bisher nur eine Hand voll Menschen, die sofort sagten „Ja, kann ich verstehen!”. Und das waren meistens andere Frauen oder Männer, die auch keine Kinder wollen. Oder Eltern, die gerne mehr Zeit für sich hätten.

Doch nur wenige Frauen gingen mit dem Thema bisher genauso offen um wie ich.

Viele Frauen fühlen sich in ihrer Entscheidung, keine Kinder zu wollen, verunsichert. 

Das liegt an genau den Reaktionen von anderen Menschen, die ich am Anfang erwähnt habe. 

Wem eine Portion gesundes Selbstbewusstsein fehlt, der lässt sich davon beeinflussen. Die Kommentare bleiben im Unterbewusstsein hängen, wie lästige Kletten.

Childless Cat Lady

Seit der Begriff „Childless Cat Lady“ von J.D. Vance gegenüber der U.S. Vizepräsidentin Kamala Harris gefallen ist, beginnt sich jedoch einiges zu ändern.

Bisher wurden kinderlose Frauen (die bewusst keine Kinder wollen) oft als einsame, verrückte, erfolglose, egoistische Katzenfrauen dargestellt, die nichts zu der Gesellschaft beitragen können. Was dazu führte, dass einige dieser Frauen sich eher verdeckt hielten und mit einer befremdlichen Scham lebten. 

Ich war immun gegen diese Scham, denn ich verlor mein direktes Frauenvorbild (meine Mutter) sehr früh. Im alter von 8 Jahren, hatte ich als kleines Mädchen plötzlich nur noch meinen Vater als direktes Vorbild. Mein Bewusstsein dafür, eine Frau mit einer gewissen „Rolle“ zu werden, verblich. Ich sah wie mein Vater lebte und sich in der Gesellschaft verhielt. Ich begann, mich genauso zu verhalten. Heute bin ich dafür sehr dankbar, denn ich war frei von dem Gedanken, dass ich als Frau Mutter oder Hausfrau werden muss, um in die Gesellschaft zu passen.

Doch auch ich habe vor Fremden nie herausposaunt, dass ich keine Kinder will. Erstens, weil ich mich nach dieser Aussage ständig rechtfertigen musste. Ich bin ein eher harmoniebedürftiger Mensch und diskutiere nicht gerne. Und zweitens, weil ich spürte, dass ich manchen Eltern mit meiner Meinung anscheinend auf den Schlipps trat. Also schwieg ich meist höflich und vermied das Thema Kinder, wenn es möglich war.

Seit Kamala Harris als kinderlose Katzenfrau bezeichnet wurde, wachen viele Menschen nun langsam auf. Sie ist alles andere als eine einsame, erfolglose, verrückte Frau, die nichts zu der Gesellschaft beiträgt. Diese Frau ist kurz davor, Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden. Womöglich sogar WEIL sie keine Kinder gebären und aufziehen musste. Sie hat zwar Stiefkinder, doch sie konnte sich ohne eigene Kinder sehr viel mehr auf ihre Karriere fokussieren. Frauen ohne Kinder haben mehr Energie und Zeit für Karriere.

Und genau das ist es, was die Gesellschaft nie gewürdigt hat. Frauen sollten am besten Mutter sein UND Karriere machen! Oder nur Mutter sein und sich auf die Kinder und den Haushalt konzentrieren. Aber Frauen ohne Kinder in einer Karriere? Komischerweise wurde das bisher nie wirklich gehyped, gewürdigt oder gar dafür geworben.

Vielleicht weil Frauen so mehr Chancen auf Führungspositionen haben und Männern zur Konkurrenz werden können. Genau wie in dem aktuellen Fall Donald Trump vs. Kamala Harris.

Frauen mussten lange zurückstecken

Es gibt unzählige Männer, die sich über Kolleginnen in der Führungsebene freuen. Doch die Geschichte unserer Menschheit zeigt leider sehr deutlich, dass die Mehrheit der Männer Frauen bisher eher klein halten, kontrollieren und unterdrücken wollte.

Lange Zeit war es für Frauen gar nicht möglich, zu studieren, zu wählen oder ein eigenes Einkommen zu haben.

Jetzt sind wir weitestgehend frei. Die Weltbevölkerung muss auch nicht weiter mit Babys befüllt werden. Im Gegenteil. Viele Probleme unserer heutigen Gesellschaft sind eine Folge der Überbevölkerung. Daher ist das Argument, dass wir für Nachwuchs sorgen müssen, ebenfalls nicht mehr relevant. Im Gegenteil. Wir tun der Welt etwas Gutes, wenn wir in der Zahl nicht weiter wachsen. Viele Menschen verbrauchen viele Ressourcen. Weniger Menschen verbrauchen weniger Ressourcen. Eine einfache Rechnung.

Kinderlos glücklich und flexibel für gute Job Optionen zu sein macht uns “besondere Spezies” von Frau alles andere als minderwertig. Genau wie Mütter, Väter oder kinderlose Männer sind wir ein wichtiges Standbein für die Wirtschaft. Wir bringen eine weibliche Denk- und Handlungsweise an den Meetingtisch, können uns vollkommen auf den Job konzentrieren und uns 100% einbringen.

Seit Kamala Harris auf der Bühne steht, “outen” sich zahlreiche Frauen auf den Social Media Kanälen als “Childless Cat Ladies” , sie sehen sich endlich als wertvolle Mitglieder der Gesellschaft und sind stolz darauf! Keine falsche Scham oder höfliches Schweigen mehr! Unter ihnen auch Superstar Taylor Swift! In einem Bild mit einer Katze auf dem Arm, unterstützt sie Kamala öffentlich.

Es ist eine extrem befreiende Bewegung

Ich möchte auf keinen Fall etwas gegen die Mutterschaft im Allgemeinen sagen. Für viele Frauen ist das noch immer sehr erstrebenswert. Es gibt Millionen von wundervollen Müttern. Und auch sie haben mit unendlichem gesellschaftlichem Druck zu kämpfen. 

Doch hier geht es um das Stigma der “wertlosen” kinderlosen Frau, das wir plötzlich von uns reißen können. 

Es fühlt sich ein wenig an, als würde sich die Matrix dieses veralteten Stigmas auflösen.

Plötzlich landet das Rampenlicht auf all den Frauen, die bewusst keinen Kinderwunsch haben, ein glückliches und erfülltes Leben führen und/oder eine glänzende Karriere vorzuweisen haben.

Es gibt mittlerweile sogar T-Shirts und Accessoires mit “Cat Lady” Aufdruck. Natürlich hat auch die Marketingwelt diesen neuen Trend erkannt und bedient sich. Doch das ist gut, denn es ist ein Zeichen, dass wir setzen können. Das Thema “kinderlos glücklich” bzw. “kinderfrei glücklich“ hat noch nie so viel positive Aufmerksamkeit bekommen.

Meine Prognose für die Zukunft ist, dass Frauen ohne Kinderwunsch sich sehr bald nicht mehr rechtfertigen, ausgiebig erklären oder höflich schweigen müssen. 

Es ist vollkommen okay, eine Frau, die keine Kinder möchte, respektvoll und mit echtem Interesse zu fragen, warum sie sich dafür entschieden hat. 

Doch es ist nicht okay, ihr einreden zu wollen, dass sie sich irgendwann umentscheiden wird. Oder sie mit etlichen Argumenten für das Kinderkriegen zu bombardieren. Oder ihr gar einzureden zu wollen, dass sie ohne Kinder wertlos für die Gesellschaft ist.

Wir haben einen immensen Wert für diese Gesellschaft. Doch der hat nichts mit unserem Uterus zu tun.

😉

Falls du auch zu der Sorte Frau gehörst, die keine Kinder will, findest du auf We are Childfree* eine Community von Gleichgesinnten. <3

*keine bezahlte Werbung

Frauen ohne Kinderwunsch

Autor

  • Gründerin vom Wise Woman Magazine | Kommunikationswirtin | Ernährungsberaterin nach traditioneller chinesischer Medizin | Coach für kognitive Verhaltenstherapie Techniken

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2 Kommentare zu „Das Cat Lady Phänomen – Der positive Imagewandel von Frauen ohne Kinderwunsch“

  1. Ha, hier… tatsächlich sogar nicht nur kinderlos glücklich, sondern auch katzenlos. 😀 Ich bin da mehr Team Hund / Pferde / Hühner… 😉

    Kinder waren irgendwie nie „meins“… nicht bei anderen und schon gar nicht selber. Mein (Ex-)Mann dachte darüber ähnlich und hatte schon lange vor unserer Beziehung dafür gesorgt, keinen Nachwuchs bekommen zu können. Das hat für uns beide also immer gut gepasst, wobei wir vor allem rund um unsere Hochzeit von soo vielen Leuten gefragt wurden, wann „es denn soweit sei“. Teils sogar von recht wildfremden Menschen wie etwa den älteren Nachbarn, als wir gerade erst umgezogen waren.
    Das empfinde ich persönlich als genauso unangemessen wie die Frage, warum man sich gegen Kinder entschieden hat. Das geht einfach niemand Außenstehendes etwas an und so eine Frage hat immer einen Beigeschmack von Rechtfertigenmüssen. Egal, wie viel Interesse mein Gegenüber vielleicht hat, das ist meine Sache, Punkt. Man fragt ja andere Eltern auch nicht, warum in aller Welt sie sich eigentlich dazu entschieden haben, Kinder zu bekommen – das kommt genauso mit einem Geschmäckle daher…

    Liebe Grüße
    Anne

    1. Danke für deinen Input zu dem Thema, Anne! Wow, das mit den fremden Nachbarn ist auch krass. Ja, es ist definitiv ein Thema, das bisher selten besprochen wurde, obwohl es wichtig ist. Ich bin mal gespannt, ob wir uns sowas in ein paar Jahren endlich nicht mehr anhören müssen.

      Ganz liebe Grüsse auch von mir :)!

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