TCM Rezepte: So stärkst du deine Mitte

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Foto von Ketut Subiyanto (Pexels)

Fühlst du dich oft müde, schwer, aufgedunsen, kannst dich schlecht konzentrieren, hast Verdauungsprobleme und neigst zu kreisenden Gedankenmustern und Grübeleien? 

Vielleicht trägst du auch schon eine Weile Sorgen mit dir herum oder kümmerst dich eher um andere Menschen, statt um dich selbst?

Dann kann es sein, dass du aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) eine schwache Mitte hast. Ja, damit ist die Körpermitte gemeint. Das heißt aber nicht, dass deine Bauchmuskeln schwach sind. Hier geht es eher um das energetische System der Organe deiner Körpermitte. Dazu erfährst du in diesem Beitrag mehr. Außerdem bekommst du hier hilfreiche Tipps, wie du dieses Problem selbst behandeln kannst.

Die traditionelle chinesische Medizin – kurzer Einblick

Die Trad. Chin. Medizin ist eine jahrtausendealte Heilkunst, die den Körper als ganzheitliches System betrachtet. Sie basiert auf den fünf Elementen, der Lehre von Yin und Yang sowie dem Fluss des Qi (Lebensenergie). Ziel ist es, Körper und Geist in Balance zu halten und Krankheiten vorzubeugen. Eine zentrale Rolle spielt die Ernährung, denn laut TCM hat jedes Nahrungsmittel eine bestimmte energetische Wirkung auf den Organismus. Besonders wichtig ist dabei die Stärkung der „Mitte“, also des Verdauungssystems, um Energie optimal zu verwerten und Gesundheit zu fördern.

Die Bedeutung der Mitte in der TCM 

In der TCM wird die Mitte vor allem durch die Organe Milz und Magen repräsentiert. Diese wandeln Nahrung in Energie um und verteilen Nährstoffe im Körper. Eine starke Mitte sorgt für ausreichend Qi und Blut, ein gutes Immunsystem und eine ausgeglichene emotionale Balance. Ist die Mitte schwach, kann es zu Müdigkeit, Verdauungsproblemen, Wassereinlagerungen, Unverträglichkeit bestimmter Lebensmittel oder sogar depressiven Verstimmungen, PMS und Menstruationsschmerzen kommen.

Die „Mitteorgane“ bevorzugen warme, gekochte Gerichte und meiden kalte, rohe Nahrung, die den Körper „abkühlt“. Daher ist es in der TCM-Ernährung besonders wichtig, die Mitte durch bekömmliche und energetisch warme Gerichte zu stärken.

Die chin. Medizin sieht den Verdauungstrakt wie einen Kochtopf.

Das Kochtopfmodell

Das Kochtopf-Modell aus der Ernährungslehre der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) vergleicht das Verdauungssystem mit einem Kochtopf, der über einem Feuer steht. Viele Nahrungsmittel haben laut der chin. Med. eine thermische Wirkung.

  1. Der Kochtopf (Magen & Milz)
    • Der Magen ist wie der Topf, in dem die Nahrung gesammelt wird.
    • Die Milz sorgt dafür, dass die Nahrung gut „gekocht“ und in verwertbare Energie umgewandelt wird.
  1. Das Feuer (Verdauungskraft)
    • Eine starke Verdauungsenergie braucht ausreichend Wärme.
    • Ist das Feuer zu schwach, bleibt die Nahrung „roh“ und wird nicht richtig verarbeitet → Verdauungsprobleme, Müdigkeit.
    • Ist das Feuer zu stark, kann es zu übermäßiger Hitze führen → z. B. Sodbrennen.
  1. Das Wasser (Säfte, Yin-Energie)
    • Genug Flüssigkeit ist wichtig, damit der Kochprozess nicht austrocknet.
    • Ein Ungleichgewicht kann zu Trockenheit oder Schleimbildung führen.
  1. Der Dampf
    • Die Nährstoffe werden in Form von Lebensenergie und Blut an den Körper weitergegeben.
    • Ein gut funktionierendes „Kochtopf-System“ bedeutet ausreichend Energie.

Was bedeutet das für die Ernährung?

  • Warme, gekochte Gerichte sind besser verdaulich als Rohkost (fördern das „Feuer“).
  • Kalte und schwere Gerichte (z. B. Eis, fettige Nahrung) schwächen das Verdauungsfeuer.
  • Regelmäßige, leichte Mahlzeiten unterstützen eine harmonische Verdauung.

Dieses Modell hilft, die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung nach TCM besser zu verstehen.

kochtopf
Foto von Clem Onojeghuo (Pexels)

Was macht eine starke Mitte aus?

Das bedeutet, dass dein Verdauungssystem reibungslos funktioniert und du dich energiegeladen fühlst. Zeichen dafür sind:

  • Ein gesunder Appetit ohne Heißhungerattacken
  • Regelmäßige und unproblematische Verdauung
  • Ein ausgeglichener Energiehaushalt ohne ständige Müdigkeit
  • Eine stabile und positive Grundstimmung
  • Ein gesunder Stoffwechsel ohne Wassereinlagerungen oder Verdauungsbeschwerden
  • Seelische Ausgeglichenheit und Selbstfürsorge

Ernährung, Lebensstil und Emotionen spielen eine große Rolle bei der Pflege der Mitte. Wenn du sie mit den richtigen Lebensmitteln und Gewohnheiten unterstützt, kannst du langfristig dein Wohlbefinden steigern.

Das schwächt Milz und Magen

Es gibt einige Faktoren, die der Verdauungskraft nicht gut tun. Dazu gehören unter anderem:

  • Kalte und rohe Lebensmittel: zu viele bzw. zu oft Salate, Rohkost und kalte Getränke (sie haben eine kühlende Wirkung)
  • Zu viele Milchprodukte: Sie können verschleimen und zu Trägheit führen.
  • Stress und Sorgen: Negative Emotionen blockieren den Fluss von Qi und stören die Verdauung.
  • Unverarbeitete Emotionen: Der Spruch „Das liegt mir schwer im Magen“ kommt nicht von ungefähr. Wenn wir Gefühle nicht verarbeiten, können sie sich energetisch als Blockaden im Körper manifestieren.
  • Unregelmäßige Essgewohnheiten: Essen zu unregelmäßigen Zeiten kann den Magen belasten.
  • Zu viele süße oder fettige Gerichte: Sie erzeugen Feuchtigkeit im Körper und beeinträchtigen die Energieverwertung.
  • Fertigprodukte: Sie enthalten viel Zucker, Salz, schlechte Fette und Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker und sind nährstoffarm

Indem du diese Faktoren vermeidest oder reduzierst, kannst du deine Mitte entlasten und dein Wohlbefinden verbessern.

Tipps zur Stärkung der Mitte

Es gibt viele Möglichkeiten, deine Verdauungskräfte zu stärken und deine Mitte zu nähren:

  • Innerlich warm bleiben: Iss warme, gekochte Gerichte und trinke warme bzw. lauwarme Getränke.
  • Regelmäßige Essenszeiten: Versuche, jeden Tag zur gleichen Zeit zu essen.
  • Achtsames Essen: Kaue gründlich und genieße jede Mahlzeit bewusst.
  • *Kräuter & Gewürze: Ingwer, Zimt oder Fenchel.
  • Bewegung: Leichte Bewegung wie Spaziergänge nach dem Essen helfen beim Verdauen.
  • Stressreduktion: Meditation, Qigong oder Yoga helfen, innere Ruhe zu finden.
  • Auseinandersetzung mit Themen, die einem „schwer im Magen liegen“
  • Selbstfürsorge-Routine: Nehme dir Zeit, deine energetischen Speicher wieder aufzufüllen und kümmer dich darum, dass es dir emotional und körperlich gut geht.

*Hinweis: Falls du eher mit Hitze und Entzündungen im Körper zu kämpfen hast, solltest du scharfe Gewürze und Kräuter weglassen. Es kann vorkommen, dass man mehrere energetische Ungleichgewichte hat, daher ist es immer zu empfehlen, sich von Fachleuten aus der chinesischen Ernährungslehre beraten zu lassen. 

Rezeptideen

Eine Ernährung nach TCM kann lecker, nahrhaft und einfach umzusetzen sein. Hier findest du einige Rezeptideen für jede Tageszeit.

Frühstück

Ein warmes Frühstück gibt deiner Mitte eine gute Grundlage für den Tag. Ideal sind:

  • Hirsebrei mit Apfel und Zimt
  • Warmer Haferbrei mit Datteln, Rosinen, Goji Beeren und Mandeln
  • Gedünstetes Obst mit Nüssen und Honig
  • Suppe aus Süßkartoffeln und Karotten
  • Rührei oder Omelette mit frischen Kräutern und Gemüse
  • gekochtes Ei auf Vollkornbrot und Avocado
  • Vollkornbrot mit Hummus, Räuchertofu und Kresse

Hinweis: Wenn du Brot toastest, verliert es an Feuchtigkeit und ist somit besser verträglich.

Wichtig: Süße die süßen Gerichte nicht noch zusätzlich. Je mehr Süße desto schlechter ist es für deinen Blutzuckerspiegel. Wenn du morgens zu süß isst, wirst du im Laufe des Tages mehr Heißhungerattacken haben. Bleibe bei natürlicher Süße. Wenn du süße Früchte mit Zimt kombinierst, wirkt sich das auch positiv auf den Blutzuckerspiegel aus.

Mittag

Das Mittagessen sollte die Hauptmahlzeit des Tages sein und aus gut verdaulichen, warmen Zutaten bestehen:

  • Reis mit gedünstetem Gemüse und Tofu
  • Hirse mit Linsen und Karotten
  • Gedämpfter Fisch mit Kürbis und Fenchel
  • Süßkartoffelsuppe mit Kürbiskernen, Lauch und Kresse
  • Eintopf
  • Kartoffeln mit Spinat und Spiegelei
  • Chili con Carne
  • Gemüsepfanne mit Reisnudeln

Hier kannst du dich an guter Hausmannskost austoben. Es sollte nur nicht zu fettig und schwer sein. Außerdem solltest du dich nicht überessen. Höre auf, wenn du satt bist, auch, wenn es zu gut schmeckt.

Abend

Leichte, warme Gerichte am Abend entlasten die Verdauung über Nacht. So kann sich der Körper auf Regenerationsprozesse fokussieren:

  • Warme Gemüsesuppen (z. B. Kürbissuppe, Möhrensuppe)
  • Gedünstetes Gemüse mit Reis oder Quinoa
  • Gedämpfte Hühnerbrust mit Spinat mit etwas Kartoffelbrei
  • Miso-Suppe mit Tofu und Algen
  • Rahmen

Hinweis: Je früher du zu Abend isst, desto besser! Ein spätes Abendbrot liegt dir noch lange im Magen und wirkt sich negativ auf deinen Schlaf und die Entgiftungsprozesse im Körper aus.

Tees und Kräuter

Tees aus bestimmten Kräutern stärken die Mitte besonders gut:

  • Ingwertee – Macht warm und hilft beim verdauen
  • Fenchel-Anis-Kümmel-Tee – Gut für den Magen und gegen Blähungen.
  • Zimt-Tee – Hält warm und unterstützt den Milzkreislauf.
  • Löwenzahn-Tee – Entlastet die Leber.

Gewürze

Bestimmte Gewürze helfen, die Mitte zu stärken:

  • Ingwer
  • Zimt
  • Kardamom
  • Kümmel
  • Anis

Nahrungsmittel, die die Mitte stärken

Es gibt einige Lebensmittel, die besonders gut für die Mitte sind:

  • Getreide: Hirse, Hafer, Reis, Quinoa
  • Gemüse: Kürbis, Karotten, Süßkartoffeln, Lauch
  • Hülsenfrüchte: Linsen, Kichererbsen
  • Obst: Äpfel, Birnen, Datteln, Feigen
  • Proteine: Huhn, Fisch, Tofu
  • Fette: Ghee, Sesamöl, Walnüsse

Fazit

Die Stärkung der Mitte kann deine Energie und allgemeine Gesundheit verbessern. Mit warmen, bekömmlichen Mahlzeiten, regelmäßigen Essenszeiten und den richtigen Kräutern und Gewürzen kannst du deine Mitteorgane optimal unterstützen. Vermeide kalte, rohe und zu süße Speisen, reduziere Stress und sorge für innere Wärme – so bleibt deine Mitte stark und du fühlst dich rundum wohl.

Hinweis: Bei emotionalen Problemen kann dir z.B. auch eine Akupunktur Behandlung helfen. Manchmal lösen sich durch die physische Bearbeitung von Blockaden auch die psychischen. 

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Häufig gestellte Fragen

Warum sind warme Speisen in der TCM so wichtig?

Warme Speisen schonen das Verdauungssystem.

Wie oft sollte ich essen, um meine Mitte zu stärken?

Drei regelmäßige Mahlzeiten pro Tag sind ideal. Snacke möglichst wenig, um den Verdauungstrakt nicht zu überlasten.

Kann ich auch westliche Gerichte mit TCM kombinieren?

Ja, du kannst TCM-Grundsätze in deine gewohnte Ernährung integrieren.

Autor

  • Gründerin vom Wise Woman Magazine | Kommunikationswirtin | Ernährungsberaterin nach traditioneller chinesischer Medizin | Coach für kognitive Verhaltenstherapie Techniken

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