Selbstliebe Psychologie: 5 Gründe für fehlende Selbstliebe

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Frau mit Selbstzweifeln
Foto von Cotton Bro Studio (Pexels)

Viele Selbsthilfe Ratgeber reden davon, dass man lernen soll, sich selbst zu lieben.

Und das ist in der Tat ein sehr wichtiger Rat! Menschen mit einem gesunden Selbstwertgefühl führen in der Regel ein zufriedenes Leben. Sie akzeptieren ihre Stärken und Schwächen gleichermaßen und machen sich nicht fertig, wenn mal etwas schief geht. Sie wissen auch, was es heißt, auf ihre eigenen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen und verausgaben sich nicht für andere. 

Das sind schöne Aussichten. Und es gibt unzählige Tipps für mehr Selbstliebe bzw. Übungen, um sich selbst lieben zu lernen. 

Doch bevor du lernst, wie Selbstliebe geht, ist es wichtig zu verstehen, warum es dir überhaupt schwer fällt, dich selbst mehr zu lieben. 

In diesem Beitrag erfährst du die psychologischen Hintergründe fehlender Selbstliebe und bekommst anschließend ein paar Tipps, wie du Selbstakzeptanz lernen kannst. 

1. Kindheitserfahrungen prägen dein Selbstbild

Deine ersten Lebensjahre haben einen enormen Einfluss auf deine Selbstwahrnehmung und sind meistens der größte Auslöser für mangelnde Selbstliebe bei Jugendlichen und Erwachsenen. Wenn du als Kind regelmäßig kritisiert wurdest, wenig Zuneigung erfahren hast oder dich ständig beweisen musstest, kann sich ein negatives Selbstbild tief in dein Unterbewusstsein eingraben.

Junge Kinder haben eine eingeschränkte gesitige Entwicklung und geben sich bei Problemen oft selbst die Schuld. Sie können noch nicht so gut zwischen äußeren Einflüssen und der inneren Welt unterscheiden und projizieren daher alles, was falsch läuft, auf sich selbst. 

Wenn die Eltern sich zum Beispiel scheiden lassen, denken sie, es sei ihre Schuld. Oder wenn ein Elternteil wütend wird, glaubt das Kind, es hätte etwas falsch gemacht. Kinder haben noch nicht den Horizont zu erkennen, dass die Eltern selbst Defizite haben, mit denen sie kämpfen. 

So entwickeln Kinder in vielen Fällen ein falsches Bild von sich selbst und ihrem eigenen Wert.  Psychologen sprechen hier oft von „inneren Glaubenssätzen“, die dich ein Leben lang begleiten – zum Beispiel: „Ich bin nicht gut genug“, ,,Ich bin eine Last.“ oder „Ich muss perfekt sein, um geliebt zu werden“. Diese Sätze entstehen aus schmerzhaften Erfahrungen, die nicht richtig verstanden werden konnten und werden oft unbewusst wiederholt. Das Tückische daran: Auch wenn sie nicht (mehr) der Realität entsprechen, beeinflussen sie dein Verhalten und deine Gefühle im Hier und Jetzt.

2. Soziale Vergleiche füttern deinen inneren Kritiker

Gerade in der heutigen Zeit, in der soziale Medien allgegenwärtig sind, neigen viele Menschen dazu, sich ständig mit anderen zu vergleichen. Diese sozialen Vergleiche passieren meist automatisch und wirken sich oft negativ auf den eigenen Selbstwert aus. Du siehst perfekte Körperbilder, Menschen mit Sportroutine, glückliche Paare, erfolgreiche Karrieren – und denkst, mit dir stimmt etwas nicht, weil du diesen Idealen nicht entsprichst. Das Problem dabei: Du vergleichst dich mit einem gefilterten Ausschnitt aus dem Leben anderer, während du deine eigenen Schwächen ungefiltert siehst. Dieser permanente Vergleich verstärkt Selbstzweifel und macht es schwer, sich selbst mitfühlend und liebevoll zu begegnen.

3. Perfektionismus verhindert Selbstakzeptanz und Selbstwert

Wenn du nur dann zufrieden mit dir bist, wenn alles perfekt läuft, dann hat Perfektionismus wahrscheinlich einen festen Platz in deinem Leben. Was auf den ersten Blick nach einem hohen Anspruch klingt, ist in Wahrheit ein Schutzmechanismus. Viele Menschen entwickeln Perfektionismus, weil sie glauben, dass sie nur durch Leistung oder Fehlerfreiheit Anerkennung verdienen. Doch das ist eine emotionale Falle: Der Druck, immer perfekt sein zu müssen, führt unweigerlich zu Enttäuschungen – und damit zu Selbstverurteilung. Perfektionismus steht echter Selbstliebe im Weg, weil er verhindert, dass du dich so annehmen kannst, wie du wirklich bist.

4. Emotionale Verletzungen bleiben oft unbewusst

Nicht alle seelischen Verletzungen sind auf den ersten Blick sichtbar. Manchmal tragen wir Wunden aus der Vergangenheit mit uns herum, ohne uns deren Ausmaß bewusst zu sein. Vielleicht hast du eine schmerzhafte Trennung nicht verarbeitet, wurdest in der Schule gemobbt oder hast eine toxische Beziehung erlebt. Solche Erfahrungen hinterlassen Spuren – und sie können dazu führen, dass du dich selbst ablehnst oder nicht für liebenswert hältst. Psycholog:innen sprechen hier von „emotionalen Narben“, die unser Selbstwertgefühl langfristig beeinflussen. Diese Verletzungen aufzuspüren und zu heilen ist ein zentraler Schritt auf dem Weg zur Selbstliebe.

5. Mangel an emotionaler Intelligenz erschwert Mitgefühl

Ein oft unterschätzter Faktor ist die emotionale Intelligenz, also die Fähigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und zu regulieren. Wer Schwierigkeiten hat, mit seinen Emotionen umzugehen, neigt eher dazu, sich selbst hart zu verurteilen oder sich für seine Gefühle zu schämen. Statt Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln, wird dann eher der innere Kritiker aktiviert. Emotionale Intelligenz ist erlernbar – und sie ist ein Schlüssel zu mehr Selbstannahme. Denn nur wenn du deine eigenen Bedürfnisse erkennst und ernst nimmst, kannst du lernen, dich selbst liebevoll zu behandeln.

Hierbei kann dir vielleicht die kognitive Verhaltenstherapie weiter helfen.

Das kannst du für mehr Selbstliebe und Selbstfürsorge tun

Ein Mangel an Selbstliebe hat also viele Ursachen – doch das bedeutet nicht, dass du nichts dagegen tun kannst. Im Gegenteil! Je mehr du über dich und deine inneren Muster verstehst, desto einfacher wird es, neue Wege einzuschlagen. Am wichtigsten ist, dass du dich in Achtsamkeit und Selbstzuwendung übst. Nimm dir Zeit, dich selbst, dein Verhalten, deine innere Stimme und Ereignisse des Tages regelmäßig zu reflektieren und in dich hineinzuhören. Hier ein paar Impulse:

Übe dich in Selbstmitgefühl: Sprich mit dir selbst so, wie du mit guten Freund:innen sprechen würdest. Das ist besonders bei aufkommenden Selbstzweifeln hilfreich. Du würdest mit anderen stets wohlwollend umgehen und sie wertschätzen. Also tue dies auch mit dir selbst.

Erkenne deine Glaubenssätze: Welche negativen Gedanken über dich tauchen immer wieder auf? Diese Glaubenssätze können aus der frühen Kindheit stammen. Hier ist Journaling und Meditation sehr hilfreich. Versuche dich in dein inneres Kind hineinzuversetzen und lausche, was diesem Kind oft gesagt wurde. Z.b. ,,Du bist zu laut!“, ,,Du wirst es nie zu etwas bringen!“ etc. . Schreibe diese Sätze auf und überlege, ob und wie sie dich noch beeinflussen. Versuche dann Beweise dafür zu finden, dass diese Sätze nicht stimmen bzw. warum sie keinen Einfluss mehr auf dich haben sollten. Am besten bildest du danach Affirmationen mit den gegenteiligen Aussagen der Sätze. Z.B.: ,,Ich bin gut so, wie ich bin!“, ,,Ich werde es definitiv zu etwas bringen!“

Die negativen Sätze unschädlich zu machen ist die Basis für Selbstliebe. Nutze dazu auch diese Übung aus der kognitiven Verhaltenstherapie.

Vergleiche dich weniger: Entfolge Social Media Accounts, die dir ein schlechtes Gefühl geben.

Setze auf kleine Schritte der Selbstfürsorge: Selbstliebe wächst mit jeder Entscheidung, die du für dich und dein Wohlergehen triffst. 

Hol dir Unterstützung: Ein Coach oder Therapeut kann dir helfen, emotionale Blockaden zu lösen.

Weitere Tipps findest du in diesen Beiträgen:

Selbstliebe lernen

Selbstliebe Übungen

Fazit: Selbstliebe ist lernbar – und du bist es wert!

Mangelnde Selbstliebe oder Selbstkritik ist kein Charakterfehler, sondern oft das Ergebnis von langjährigen inneren Mustern und emotionalen Verletzungen. Die Psychologie zeigt uns, dass viele dieser Ursachen im Unterbewusstsein liegen – und genau dort kannst du auch ansetzen. Der erste Schritt ist immer Selbstreflexion. Erlaube dir, ehrlich hinzusehen, ohne dich zu verurteilen. Du darfst lernen, dich selbst zu mögen. Nicht trotz deiner Schwächen, sondern gerade wegen ihnen. Denn Selbstliebe beginnt genau da, wo du aufhörst, dich zu bekämpfen.

Falls du wissen möchtest, wie es momentan mit deinem Selbstliebe-Level aussieht, kannst du hier den Test machen, oder folegnden Artikel dazu lesen:

Fehlende Selbstliebe: Symptome und 8 wichtige Zeichen

Selbstliebe Test

Zum Thema Selbstliebe empfehle ich dir zwei Bücher der Psychologin Stefanie Stahl:

Titel 1.: Das Kind in dir muss Heimat finden

Titel 2.: Jeder ist beziehungsfähig

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Häufig gestellte Fragen zur Selbstliebe Psychologie

Was ist der Unterschied zwischen Selbstliebe und Egoismus bzw. Narzissmus?

Selbstliebe bedeutet, sich selbst mitfühlend und realistisch anzunehmen. Narzissmus hingegen basiert oft auf unbewusster Unsicherheit und äußert sich durch eine übersteigerte Eigenliebe und den Drang nach Bewunderung.

Kann man Selbstliebe lernen?

Ja, Selbstliebe ist ein Prozess, der durch Übung, Reflexion und manchmal auch therapeutische Begleitung gefördert werden kann.

Warum fällt es manchen Menschen besonders schwer, sich selbst zu lieben?

Oft liegt es an negativen Kindheitserfahrungen, inneren Glaubenssätzen oder gesellschaftlichem Druck, der ein unrealistisches oder negatives Selbstbild erzeugt.

Wie kann ich mehr Mitgefühl für mich selbst entwickeln?

Indem du deine Gefühle ernst nimmst, deine inneren Kritiker hinterfragst und lernst, liebevoll mit dir selbst zu sprechen – so, wie du es mit einem Freund tun würdest.

Welche Rolle spielt die Psychologie bei der Entwicklung von Selbstliebe?

Die psychologische Betrachtung hilft, die Ursachen fehlender Selbstachtung zu verstehen, innere Blockaden zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um sich selbst wieder näherzukommen.

Autor

  • Gründerin vom Wise Woman Magazine | Expertin für ganzheitliche Gesundheit (Ernährungsberaterin nach traditioneller chinesischer Medizin & Coach für kognitive Verhaltenstherapie Techniken)

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