Kognitive Verhaltenstherapie: Übung als PDF

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Frau beim journaling
Foto von George Milton (Pexels)

Ich wusste lange nicht, wie einfach es ist, kognitive Verhaltenstherapie (KVT) selbst anzuwenden.

Seit ich die Methoden erlernt habe,  habe ich wunderbare Erfahrungen und Erfolge erlebt. Ich konnte mich aus dem ständigen Gefühl der Hilflosigkeit befreien und endlich Dinge erreichen, von denen mich meine negativen Gedankenmuster zuvor meist abhielten.

Die KVT ist eine der bekanntesten und am häufigsten angewendeten psychotherapeutischen Methoden. Sie hilft Menschen dabei, negative Denkmuster zu erkennen, zu hinterfragen und durch positivere Alternativen zu ersetzen. Aber was macht diese Therapieform so besonders, und wie kann sie dir helfen, ein erfüllteres Leben zu führen? Lass uns gemeinsam in die Ursprünge, die Funktionsweise und die Vorteile der KVT eintauchen. Außerdem zeige ich dir, wie du eine einfache Übung der Kognitive Verhaltenstherapie selbst anwenden kannst. Diese Übung kannst du auch als PDF herunterladen, um sie immer zur Hand zu haben.

Falls du dich schon gut mit KVT auskennst, kannst du den ersten Teil des Textes überspringen und kommst du hier direkt zur PDF.

Die Ursprünge der Kognitiven Verhaltenstherapie

Die Wurzeln der KVT gehen auf die 1950er und 1960er Jahre zurück. Zwei Namen, die dabei immer wieder fallen, sind Aaron T. Beck und Albert Ellis. Während Beck den Begriff „kognitive Therapie“ prägte, entwickelte Ellis eine ähnliche Methode, die als Rational-Emotive Therapie bekannt wurde.

Beide Therapeuten erkannten, dass unsere Gedanken maßgeblich beeinflussen, wie wir uns fühlen und handeln. Beck stellte fest, dass depressive Menschen oft unter einem sogenannten „kognitiven Dreieck“ leiden: Sie haben eine negative Sicht auf sich selbst, die Welt und die Zukunft. Ellis hingegen fokussierte sich auf die irrationale Natur vieler Überzeugungen, die Menschen daran hindern, ein glückliches Leben zu führen.

Die KVT ist aus der Kombination dieser Ansätze entstanden und hat sich seitdem stetig weiterentwickelt. Sie basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und wird heute weltweit erfolgreich bei psychischen Störungen wie Depressionen, Angstzuständen und sogar bei chronischen Schmerzen eingesetzt.

Die Techniken helfen dir aber auch im alltäglichen Leben, wenn du zum Beispiel Aufgaben prokrastinierst, weil du dich nicht fähig fühlst, sie zu meistern.

Gedanken kreieren Emotionen – Emotionen lenken dein Leben

Hast du jemals bemerkt, wie ein einzelner Gedanke deine Stimmung komplett verändern kann? Das liegt daran, dass deine Gedanken direkt mit deinen Emotionen verbunden sind. Wenn du beispielsweise denkst: „Ich werde das niemals schaffen“, fühlst du dich wahrscheinlich entmutigt oder ängstlich. Glaubst du hingegen: „Ich kann das schaffen, wenn ich dran bleibe“, fühlst du dich motiviert und zuversichtlich.

Diese Verbindung zwischen Gedanken und Emotionen steht im Mittelpunkt der KVT. Sie geht davon aus, dass negative Emotionen wie Angst, Wut oder Traurigkeit oft durch verzerrte Denkmuster ausgelöst werden. Solche Denkmuster können sein:

  • Katastrophisieren („Alles wird schiefgehen!“)
  • Schwarz-Weiß-Denken („Entweder bin ich perfekt, oder ich bin ein Versager.“)
  • Verallgemeinerung („Das passiert mir immer.“)

Diese Gedankenmuster wirken, als ob sie wahr wären, doch oft sind sie schlichtweg falsch oder übertrieben und existieren nur, weil sie dir in deiner Kindheit quasi einprogrammiert wurden. Die KVT hilft dir dabei, solche Denkmuster zu hinterfragen, zu entlarven und durch realistischere, positivere Überzeugungen zu ersetzen.

Wenn du deine Gedanken bewusst steuerst, kannst du nicht nur deine Emotionen, sondern auch dein Verhalten und deine Lebensqualität verbessern. Es ist ein wenig wie ein Muskel: Je häufiger du es übst, desto stärker wird deine Fähigkeit, bewusst zu denken und positiv zu handeln.

Lerne Gedanken effektiv zu lenken – so funktioniert die KVT

Die kognitive Verhaltenstherapie bietet dir konkrete Werkzeuge, um die Kontrolle über deine Gedanken und Gefühle zurückzugewinnen. Der Prozess beginnt damit, dass du dir deiner Denkmuster bewusst wirst. Dies kann durch das Führen eines Gedankenprotokolls geschehen, in dem du aufschreibst, welche Gedanken dich in bestimmten Situationen belasten.

Ein typisches Beispiel: Angenommen, du stehst vor einer wichtigen Präsentation und denkst: „Ich werde total versagen.“ Die KVT lehrt dich, diesen Gedanken zu hinterfragen:

  • Ist das wirklich wahr?
  • Gibt es Beweise dafür oder dagegen?
  • Was würde ich jemandem sagen, der so über sich denkt?

Diese Technik nennt sich kognitive Umstrukturierung. Sie hilft dir, belastende Gedankenkreise in eine neue Perspektive zu rücken. Anstelle von „Ich werde versagen“ könntest du denken: „Ich kann mein Bestes geben und schauen, was dabei herauskommt.“

Neben der Arbeit an Gedanken liegt ein weiterer Schwerpunkt der KVT auf dem Verhalten. Du lernst, im Rahmen gezielter Übungen neue, hilfreiche Verhaltensweisen auszuprobieren. Dies können kleine Schritte sein, wie etwa ein Gespräch zu suchen, vor dem du normalerweise zurückschreckst, oder bewusst Pausen in stressigen Situationen einzulegen.

Zu den häufig eingesetzten Techniken gehören:

  • Expositionstherapie: Konfrontation mit Ängsten in kleinen, kontrollierten Schritten.
  • Achtsamkeit: Im Moment präsent sein und Gedanken ohne Bewertung wahrnehmen.
  • Verhaltensexperimente: Hypothesen über deine Denkmuster testen, um zu sehen, ob sie wirklich wahr sind.

Gerade die Kombination aus Gedankenarbeit und Verhaltensänderung macht die KVT so effektiv. Sie befähigt dich, alte Muster zu durchbrechen und langfristige Verbesserungen zu erzielen.

journaling lernen
Foto von MART PRODUCTION (Pexels)

Eine leichte Übung um negative Gedanken oder Angst in den Griff zu kriegen

Gehen wir nun in die Praxis über.

Du weißt jetzt, wie das Schema der KVT funktioniert. Im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie geht es darum, negative Gedanken zu erkennen, sie dann zu hinterfragen und sie darauf folgend mit positiven Gedanken zu ersetzen. Es geht also NICHT darum, problematische Gedankenmuster zu ignorieren und sie einfach in positive umzuwandeln. So wie es manchmal in den Medien oberflächlich besprochen wird. Sondern der Kern liegt darin, diese schlechten Gedankenmuster zu hinterfragen, damit du dir bewusst wirst, dass sie meist irrational sind und daher eigentlich keinen so starken Einfluss auf dein Leben haben sollten.

Tust du hingegen nichts, werden sich die negativen Gedankenmuster nur weiter verstärken.

Sokratischer Dialog

Die Sokratische Befragung ist eine dieser Techniken, die du extrem einfach in deinen Alltag integrieren und alleine anwenden kannst. Du kannst sie aber auch zusammen mit Freund:innen oder in einer Gruppe nutzen, um euch gegenseitig zu befragen.

Mit Freund:innen zu reden ist übrigens auch ein schönes Beispiel, um die Banalität negativer Denkmuster besser zu erkennen. Sicherlich kennst du auch Freund:innen, die immer schlecht über sich selbst und ihre Fähigkeiten denken und sich dadurch nie wagen, aus ihrer Komfortzone herauszukommen. Sie sagen zum Beispiel Dinge wie: ,,Dazu bin ich nicht schlau genug.“ Du hingegen siehst keinen Grund, warum sie denken, dass sie nicht schlau sind, und willst sie in diesen Momenten vom Gegenteil überzeugen.

Besonders wenn wir emotional sind, hören wir meist auf, rational und logisch zu denken. Wir geraten in eine Art Panik. Dadurch fällt unser Gehirn zurück in primitivere Muster.


Sokrates war ein griechischer Philosoph, einer der größten Denker unserer Geschichte. Er war dafür berühmt, unlogisches Denken anderer Menschen zu beweisen. 

Nachdem eine Person mit einer Meinung zu ihm kam, befragte er diese Person so lange, bis sie selbst ihre eigene Meinung widerlegte.

Die Philosophie hinter dem Sokratischen Gespräch wird so erklärt, dass die disziplinierte Fragestellung einer Person helfen kann, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden, ihr Denken zu erweitern und irrationale Annahmen aufzudecken.

Diese speziellen Fragen zu der Technik musst du dir zum Glück nicht selber ausdenken. Sie wurden gesammelt und aufgeschrieben, damit jeder sie auch alleine anwenden kann, ohne dass wir Sokrates jetzt noch in Person brauchen 😉 .

Anhand dieser Fragen wirst du ein besseres Verständnis für dich selbst entwickeln und vor allem verstehen, WARUM du denkst, was du denkst und ob diese Gedanken irrational sind oder nicht.

Die Befragung anzuwenden ist nicht schwer. Nehme dir einfach einen Zettel und einen Stift und beantworte die Fragen schriftlich auf einem Blatt Papier oder in deinem Notizbuch bzw. Journal.

Fragen zur Übung:

  1. Welchen Gedanken würdest du gerne hinterfragen?
  2. Hast du Beweise dafür, dass dieser Gedanke wahr ist? 
  3. Welche Beweise hättest du dafür, dass dieser Gedanke NICHT wahr ist?
  4. Basieren diese Beweise auf Fakten oder Gefühlen?
  5. Sind deine Gedanken im schwarz-weiß oder alles-oder nichts Schema? Ist die Situation vielleicht etwas komplexer, als du annimmst?
  6. Könnte es sein, dass du die Beweise vielleicht missinterpretierst oder unbestätigte Annahmen machst?
  7. Würden andere Personen diese Situation anders bewerten? Wenn ja, was würden sie sagen?
  8. Betrachtest du ALLE relevanten Beweise, oder nur diejenigen, die bestätigen, was du bereits glaubst?
  9. Könnte es sein, dass du übertreibst oder in diesem Schema denkst, weil du es so gewohnt bist?
  10. Wo kommen diese Gedanken her? Wer könnte es dir so vermittelt haben? Sind diese Personen eine wertvolle Quelle für Fakten?

Diese Fragen kannst du natürlich gerne mit eigenen Ideen weiterführen. Manchmal kommen durch diese Technik ganz andere Fragen auf, die wichtig und sehr interessant bzw. relevant für deine weitere Entwicklung sein können.

Kognitive Verhaltenstherapie: Übung als PDF

Hier kannst du die PDF zur Übung aus der Kognitiven Verhaltenstherapie herunterladen:

>> PDF Sokratischer Dialog

Regelmäßige Anwendung und Training machen den Unterschied

Wichtig bei diesen Techniken der KVT ist, dass du sie regelmäßig anwendest. Oft plagen uns negative Gedanken nicht nur ein Mal im Leben, sondern regelmäßig. Darum ist es unheimlich wertvoll, wenn du lernst zu erkennen, wann dich ein negativer Gedanke davon abhält etwas zu tun. Und vor allem, wann solche Gedanken sich in negative Emotionen umwandeln und beginnen, deine Stimmung lange zu beeinflussen. 

Genau das ist der Zeitpunkt, dir die Fragen zur Hand zu nehmen.

Prokrastination

Ich persönlich konnte langsam eine Routine entwickeln. Immer wenn ich merke, dass ich etwas Wichtiges lange vor mir herschiebe und prokrastiniere, erinnere ich mich, dass ich mir mit den Fragen weiterhelfen kann. 

Langanhaltende depressive, frustrierte oder wütende Stimmung

Oder wenn ich länger als einen halben Tag in einer schlechten Stimmung bin, werde ich mir bewusst, dass das nicht gesund ist. Dann versuche ich, mir mit den Fragen zu helfen. Danach geht es mir immer besser und ich komme aus den negativen Emotionen heraus.

Fazit: Positives Denken kann man trainieren

Die KVT ist mehr als nur eine Methode – sie ist ein Werkzeug, das dir dabei hilft, dein Leben aktiv zu gestalten. Indem du lernst, deine Gedanken und Emotionen bewusst zu steuern, kannst du neue Perspektiven entwickeln und Hindernisse überwinden. So schaffst du eine Grundlage, um deine Lebensumstände nachhaltig zu verändern.

Ob du seelische Probleme wie Ängste, Stress, Depression, Prokrastination, Minderwertigkeitsgefühle oder negative Überzeugungen hast, die KVT gibt dir praktische Strategien, um einen positiven Wandel einzuleiten. Der Einsatz der Techniken braucht regelmäßige Übung, aber die Ergebnisse werden dich überraschen!


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Häufig gestellte Fragen zu Kognitiver Verhaltenstherapie

Wie lange dauert eine kognitive Verhaltenstherapie?

Die Dauer variiert je nach Problemstellung und Behandlung und Therapeut:in, aber viele professionelle KVT-Sitzungen dauern zwischen 12 und 20 Wochen.

Kann KVT auch online durchgeführt werden?

Ja, viele Therapeuten bieten mittlerweile Online-Sitzungen an, die genauso effektiv sein können wie persönliche Treffen. Für die Bearbeitung von Problemen sind Austausch und die Befragung wichtig, nicht die Ortschaft. Du solltest nur sicherstellen, dass du privat reden kannst und eine ruhigen Ort für die Sitzung hast.

Für welche Probleme ist die KVT geeignet?

Die KVT wird bei vielen psychischen und emotionalen Problemen eingesetzt, darunter Angststörungen, Depressionen, Phobien und sogar Schlafstörungen.

Braucht man Therapeut:innen für die KVT?

Obwohl ein Therapeut hilfreich ist, gibt es auch Selbsthilfebücher und Online-Programme, die dir erste Einblicke in die KVT ermöglichen können. Einzelne Techniken kannst du auch selbst anwenden, wie z.B. die Übung aus diesem Beitrag. Bei akuten oder starken seelischen Problemen ist jedoch immer zu empfehlen, Fachpersonal aufzusuchen.

Ist KVT für jeden geeignet?

Grundsätzlich ja, aber wie bei jeder Therapieform gibt es individuelle Unterschiede. Ein Therapeut kann am besten beurteilen, ob die KVT zu deinen Bedürfnissen passt.
Diese Art von Therapie ist so konzipiert, dass du die Möglichkeit hast, alte Denk- und Verhaltensmuster zu durchbrechen und mehr Kontrolle über dein Leben zu erlangen. Probiere es aus – es könnte der erste Schritt in eine positive Veränderung sein!

Autor

  • Gründerin vom Wise Woman Magazine | Kommunikationswirtin | Ernährungsberaterin nach traditioneller chinesischer Medizin | Coach für kognitive Verhaltenstherapie Techniken

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