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Wenn du gerne allein bist, fragst du dich eventuell, ob das „ok“, normal oder gesund ist.
Schließlich siehst du die Mehrheit anderer Menschen zu sozialen Events pilgern, deine Freund:innen fragen ständig nach gemeinsamen Unternehmungen und deine Familie beschwert sich, dass sie kaum etwas von dir hört.
Du hingegen liebst es, wenn dein Telefon nicht unerwartet klingelt und du für ein paar Tage keine „sozialen“ Termin in deinem Kalender hast.
Du hast auch Phasen, in denen du gerne deine Freund:innen triffst und etwas unternimmst, doch deine Zeit allein zu verbringen gibt dir Energie und Frieden.
Hier erfährst du, warum du tatsächlich gern allein bist und warum dein Bedürfnis nach Ruhe völlig ok ist.
1. Empathen
Der erste Grund, warum du gerne alleine bist, könnte sein, dass du ein sehr empathischer Mensch bist. Empath:innen sind auch soziale Wesen, aber soziale Interaktionen kosten sie sehr viel Energie. Das liegt daran, dass sie sich sehr an der Stimmung und den Gefühlen anderer orientieren und ihr eigenes Verhalten daran anpassen. Sie scannen quasi konstant die Energie im Raum und sind extrem aufmerksam für kleinste Veränderungen in der Mimik und Gestik ihrer Mitmenschen. Dies passiert alles unterbewusst und kann daher nicht einfach abgeschaltet werden.
Es ist quasi ein Schutzmechanismus, den sie als Kinder gelernt haben zu nutzen. Zu wissen, wie andere fühlen, schützt sie davor, etwas zu tun, was einen Konflikt auslösen könnte.
Daher brauchen Empath:innen nach der Zeit mit anderen Menschen oft ihre Ruhephasen. Wenn sie alleine sind, müssen sie sich auf keine anderen Energien konzentrieren und können entspannen.
2. Einzelgänger: introvertiert vs. extrovertiert
Introvertierte Menschen sind oft Empath:innen, müssen es aber nicht zwangsläufig sein. Daher habe ich sie hier extra aufgelistet. Vielleicht bist du einfach gerne für dich und schöpfst deine Energie aus der Ruhe. Im Gegensatz zu Einzelgängerinnen und Einzelgängern schöpfen extrovertierte Menschen neue Energie aus sozialen Interaktionen. Sie lieben den Kontakt mit anderen Menschen und fühlen sich danach besser. Introvertierte sind lieber öfter allein unterwegs und lieben es sogar alleine zu reisen.
3. Große Ziele der Selbstbestimmung
Wenn du nur phasenweise gern alleine bist, kann es auch daran liegen, dass du gewissen Zielen nachgehen möchtest. Vielleicht planst und baust du dir gerade eine Selbstständigkeit auf, lernst für eine Prüfung oder arbeitest an anderen größeren Zielen und Projekten. Dafür braucht man oft Ruhe und Zeit zum Nachdenken und Arbeiten. Es hat viele Vorteile, sein Telefon für ein paar Stunden auf Flugmodus zu schalten, um fokussiert und ohne Ablenkung arbeiten zu können. Etwas zu erschaffen braucht Zeit und Raum. Wenn du diese unerreichbaren Zeiten mit deinem Umfeld kommunizierst, wird auch jeder dafür Verständnis haben.
4. Probleme – bewusst alleinsein zum nachdenken
Auch in Phasen, in denen du nach einer Lösung für ein größeres Problem suchst, brauchst du vielleicht mehr Freiräume. Beim Alleinsein können sich viele Menschen besser konzentrieren und brainstormen. Außerdem empfinden einige Menschen nicht das Bedürfnis nach Zweisamkeit, wenn es ihnen nicht gut geht. Sie wollen erst ihr Problem lösen, um dann wieder 100% Zeit in Gesellschaft und Smalltalk genießen zu können.
5. Stressabbau – der Ausgleich zum Alltag
In unserer heutigen Arbeitswelt herrscht viel Stress. Personalmangel, straffe Deadlines, überfordertes Führungspersonal, genervte Kundschaft. All diese Faktoren können sehr belastend sein. Dazu kommt, dass viele Menschen in Städten wohnen, in denen es vor Reizüberflutung nur so wimmelt. Lärm, hektische Menschenmengen, Straßenverkehr …
Wenn du zum Feierabend nach Hause kommst, möchtest du einfach nur ein paar positive Erfahrungen machen und deine Ruhe haben. Für unser Nervensystem ist diese Ruhe auch unheimlich wichtig, denn es braucht Phasen der Entspannung, um all die Stresshormone abzubauen und wichtige Körperfunktionen zu steuern.
6. Höhere Intelligenz – Die Psychologie intelligenter Menschen
Bei diesem Punkt muss ich ein wenig ausholen. Bei der Recherche war ich selbst davon überrascht, dass intelligente Menschen allein zufriedener sind. Das haben Forschende durch Studienergebnisse herausgefunden. Auch wenn wir alle soziale Wesen sind und Interaktionen mit anderen Menschen genießen können, ziehen sich intelligente Menschen gerne zurück.
Das hat folgende Gründe:
- Sich machen sich oft Sorgen und fühlen sich alleine sicherer: Untersuchungen haben herausgefunden, dass Menschen mit höherem IQ sich mehr Sorgen machen. Daher sinkt ihr Angstniveau, wenn sie alleine sind.
- Sie haben andere Ansichten: Es kommt vor, dass sich kluge Menschen öfter in Diskussionen verwickeln, weil sie andere Sichtweisen als die Mehrheit vertreten. Um diesen anstrengenden Interaktionen aus dem Weg zu gehen, meiden sie gewisse Menschengruppen manchmal einfach direkt
- Sie brauchen selten Hilfe: schlaue Menschen wissen meistens, wie sie sich selbst helfen können und brauchen daher keine Hilfe von anderen.
- Sie sind produktiv und wollen ihre Ziele erreichen: Diese Eigenschaften decken sich mit Punkt 3.
- Sie bevorzugen tiefe Gespräche: Wenn ein intelligenter Mensch den ganzen Tag nur Smalltalk betreiben muss, fühlt er:sie sich, als hätte er:sie seine:ihre wertvolle Zeit verschwendet. Das klingt hart, aber trifft zu. Warum sollte man über das Wetter reden, wenn es wichtigere Dinge zu klären oder zu ergründen gibt.
- Sie brauchen keinen fremden Input, um sich zu unterhalten: Menschen mit hohem IQ ist selten langweilig. Sie wissen immer, was zu tun ist oder womit sie ihre Zeit verbringen können.
7. Me Time – Hobbies und Self Care
Ein anderer simpler Grund, warum du manchmal das Alleinsein genießt, kann dein Wunsch sein, gewissen Hobbies oder einer Self Care Routine nachzugehen. Dieser Punkt trifft besonders Paare, Mütter oder Väter, die viel Zeit mit den Kindern verbringen oder generell Personen, die sich viel um jemand anderen kümmern müssen. Manche Menschen sind aus gewissen Gründen selten alleine und müssen oft Entscheidungen für oder mit anderen treffen. Ihnen fehlt schlicht und weg die Zeit, die das Alleinsein ermöglicht. Daher müssen sie sich ab und zu Raum schaffen, um ihre Interessen und eigenen Bedürfnisse bewusst genießen und ausleben zu können.
8. Selbstreflexion und Wachstum
Manchmal brauchst du eventuell auch einfach nur Zeit deinen eigenen Gedanken nachgehen zu können. Besonders in Phasen des Wandels, neuen Lebensabschnitten oder nach wichtigen Ereignissen braucht man eventuell Zeit, um gewisse Erkenntnisse zu verarbeiten. Selbsterkundung und Selbstreflexion sind auch wichtig, wenn dir eine wichtige Entscheidung bevorsteht oder du den Grund eines Konfliktes mit einer anderen Person herausfinden willst.
Für solche Phasen sind Übungen der kognitiven Verhaltenstherapie sehr vorteilhaft und nützlich.
Fazit: Gerne allein sein ist gesund
Wie du siehst, gibt es viele Gründe für dein Bedürfniss Zeit allein zu verbringen. Und alle diese Gründe sind solide. Manchmal ist es sogar sehr gesund, für eine Weile alleine zu sein. Du brauchst dich nicht von einer Welt, die auf Entertainment und Extrovertierte ausgerichtet ist, verunsichern lassen. Seit der Pandemie haben wir gelernt, dass soziale Kontakte und Interaktionen wichtig für die mentale und körperliche Gesundheit sind, doch du kannst entscheiden, in welchem Maße und wie oft du diese erfährst.