Warum es okay ist, als Frau nicht „okay“ zu sein

Gastbeitrag von Jove Frankenhaeuser

Frauengeschichten

Bild: Jove Frankenhaeuser

Im Wise Woman Magazin gebe ich Frauen, die selbstbewusst ihren Weg gehen, eine kleine Bühne.  Dieser Beitrag stammt von Jove. Sie schreibt in Ihrem Blog - Jove Wonderland - über Selbstfindung, schrieben und Glück. Viel Spaß beim lesen Ihres Beitrages!

Hallo, ich bin Jove, 34 Jahre alt. Nicht verheiratet, ohne Haus, Kinder, Vollzeitjob oder Auto. Und ich weiß manchmal selbst nicht, wie die nächsten Wochen bei mir aussehen.

Als Teenager dachte ich, mit 30 sei man alt und müsste schon viel erreicht haben: Abschluss, Traumjob, Traumpartner, alles perfekt. Lange habe ich so gelebt – Abitur gemacht, studiert, eine langjährige Beziehung geführt und immer gewusst, wie mein Jahr aussehen würde.

Ich dachte, ich wäre auf dem richtigen Weg, bis meine Seele mir Hilfeschreie sendete, die ich überhörte. Lange hielt ich diese Fassade aufrecht und betäubte mich selbst mit dem Druck, das Bild einer Frau zu erfüllen, die jung, erfolgreich, Familienmutter, Geliebte, gut aussehend und Karrierefrau sein sollte – das volle Paket, scheinbar mit Leichtigkeit.

Aber irgendwann bröckelte dieses Bild, die Seele schrie so laut, dass ich aufhören musste, und die Symptome meines Körpers zeigten, dass etwas gewaltig schiefgelaufen war.

Ich machte mir Druck, diese Fassade aufrechtzuerhalten. Aber für wen?

Bis ich nicht mehr konnte, bis ich mich nicht mehr fühlen konnte, bis ich mich betäubte mit Verabredungen, Alkohol, Zigaretten und endlosem Scrollen durch Social Media.

Bis meine Seele die Handbremse zog, bis alles ausbrannte, was nicht mehr zu mir gehörte, bis das Universum mir Hausarrest gab, damit ich endlich zu mir kommen und hören konnte, was meine innere Stimme mir sagte.

Und hier bin ich, hier ist Jove. 34 Jahre alt. Ich bin einfach ich. Unperfekt, mein ideales Ich, das ich mir angeschaut und liebengelernt habe, mit all seinen Fehlern und Macken, lustigen und kreativen Gedanken, mit all seinen Ideen und Projekten, mit der Liebe zum Tanzen und Kochen und einer etwas zu lauten Lache, mit dem Faible für Kuchen, Kuscheltieraffen und Schildkröten und der unbändigen Neugier auf Geschichten in dieser großen, weiten Welt. Ich schreibe gerne in mein Journal, esse dabei Kuchen oder schaue mir die Wolken an oder fahre auf meinem Fahrrad den Berg hinunter. Und manchmal schreibe ich meine Gedanken auf meinem Blog Jove Wunderland auf und treffe dabei auf so tolle Menschen wie Ariane, die ihren Weg der Selbstheilung geht, die ich sehr dafür schätze.

Wir Frauen sind alle ein bisschen sehr kaputt in uns drin, das ist okay. Es ist okay festzustellen, dass wir keine Kinder haben, dass wir keine Karriere vorweisen können, dass unsere Rente bisher im dreistelligen Bereich ist und dass wir noch nicht unser ideales Selbst sind. 

Aber es ist nicht okay, unser Leben nicht zu leben und unseren Träumen nicht nachzugehen. Es ist nicht okay, alt zu werden und festzustellen, dass wir nie wirklich gelebt haben.

Ich möchte dich einladen, einen Moment in dich hineinzuschauen, dir die Zeit zu nehmen, alles loszulassen, was schwer ist, und dir selbst zu sagen: Ich bin okay.

Deine Jove

Kommentar von Ariane zu diesem Beitrag: Meine persönliche Einstellung zum Thema Kinder ist, dass ich tatsächlich keine möchte. Ich finde es schön, dass dafür immer mehr Akzeptanz in der Gesellschaft entsteht. Das traditionelle Frauenbild erhält ein „Update“. Mehr dazu schreibe ich bald in einem separaten Artikel ;).

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