Denkblockade durch Angst: Was passiert bei Angst im Gehirn?

nicht mehr klar denken können
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Denkblockaden machen uns das Leben schwer, lassen das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten schwinden und belasten uns mit tiefem Scham. In diesem Beitrag erfährst du, was die häufigsten Gründe für Denkblockaden sind und was du dagegen tun kannst.

Denkblockade durch Angst – vertsehn und überwinden


Das Gefühl, bei einer wichtigen Aufgabe oder Leistungsdruck plötzlich die Konzentrationsfähigkeit zu verlieren und in einem mentalen Blackout stecken, ist schrecklich. 

Oft sind es alltägliche Situationen, in denen wir klar denken können müssten, um erfolgreich zu sein. 

Wie zum Beispiel bei einer Prüfung, einem Jobinterview, bei der Einarbeitung in einen neuen Job, Präsentationen, Reden und Gesprächen mit wichtigen Kunden. 

Innerlich brodelt alles in dir, deine Atmung wird flach und im Gehirn geht nichts mehr. Du bist in der Lage komplexe Aufgaben zu erledigen, wenn du entspannt bist. Aber sobald du Angst bekommst, fühlst du dich auf das Fähigkeitslevel eines stotternden Grundschülers zurückkatapultiert. 

Denkblockaden durch Angst sind extrem häufig. Doch warum ist das so? Was passiert im Gehirn bei Angst?

Warum wird bei einem komplett gesunden und fähigen Gehirn plötzlich das Denken blockiert?

All diese Fragen und wie du angstbedingte Denkblockaden überwinden kannst, klären wir in diesem Artikel.

Symptome von Denkblockaden

Die Symptome einer akuten Denkblockade ähneln oft denen von Lampenfieber und sind dir sicherlich bestens bekannt, wenn du diesen Artikel liest:

Denkblockaden – typische Symptome:

  • Leere im Kopf: Man weiß eigentlich die Antwort, aber sie ist „wie gelöscht“.
  • Verlust des roten Fadens: Man weiß plötzlich nicht mehr, was man sagen oder schreiben wollte.
  • Konzentrationsstörungen: Der Fokus fällt schwer. Du kannst gedanklich und logisch nur schwer folgen, wenn dir etwas beigebracht wird. Manchmal fällt es dir sogar schwer, visuell einzelne Dinge in komplexen Systemen zu erkennen. Zum Beispiel fühlt es sich an, als wenn plötzlich der Computer Bildschirm verschwimmt, und du findest einzelne Buttons nur sehr langsam. Du bekommst einen Tunnelblick.
  • Lern-und Aufnahmefähigkeit lassen nach: Du kannst dir nicht merken, was dir gerade erklärt wurde
  • Innere Unruhe: Man fühlt sich nervös oder rastlos, obwohl man still sitzt.
  • Selbstzweifel: Gedanken wie „Ich schaffe das nicht“, ,,Ich fühle mich so dumm!“ oder „Ich bin nicht gut genug“.
  • Kognitive Lähmung: Trotz Wissen kann man es nicht abrufen – quasi wie eine mentale Blockade.
  • Sprachblockade: Auch deine Fähigkeit zu sprechen fühlt sich plötzlich eingeschränkt an. Dein Wortschatz ist eingeschränkt und es fällt dir schwer vernünftige Sätze zu bilden.

Lampenfieber – typische Symptome:

  • Körperliche Reaktionen:
    • Deine Hände, Stimme und Beine zittern
    • Du hast Herzklopfen oder Herzrasen
    • Du kommst ins Schwitzen (besonders an Händen, Stirn, Achseln)
    • Dein Mund und Hals wird trocken
    • Deine Atmung wird flach
    • Du fühlst dich wie erstarrt und dein Brustkorb verengt sich
    • Dir wird übel und du hast ein „flaues Gefühl“ im Magen
  • Psychische Reaktionen:
    • Nervosität, Angst oder Panik
    • Blackout-Gefahr (→ Denkblockade!)
    • Gefühl, beobachtet und bewertet zu werden
    • Fluchtimpuls („Ich will hier weg“)

Was passiert bei Angst im Gehirn?

All diese Angstsymptome führen zu einer immensen Verarbeitungsstörung im Gehirn. Das dient laut Psychologin Valeria Sabater als Abwehrmechanismus gegen emotionale Überlastung. Wenn die Emotionen zu intensiv sind, schaltet das Gehirn in den Überlebensmodus. Das Denken wird verlangsamt und wir sind quasi im Standby Modus. Das Gleichgewicht zwischen den Neurotransmittern im Gehirn gerät außer Balance und verschiedene Hirnregionen arbeiten nicht mehr richtig. Am stärksten sind die Areale für räumliche Orientierung und Entscheidungen betroffen.

Forschungsarbeiten, wie die der University of Maryland bestätigen, dass Angststörungen einen intensiven Einfluss auf den Denkprozess (Kognition) haben.

Vielleicht fragst du dich jetzt, wie eine Reaktion, die das Gehirn teilweise abschaltet, dem Überleben helfen soll? Zurecht. Es klingt paradox. Doch sicherlich hast du schon einmal Tiere gesehen, die im Angesicht von Gefahr einfach scheintot umfallen oder starr stehen bleiben? In der Natur hilft das tatsächlich manchmal, ihr Überleben zu sichern, da Jäger so das Interesse an der Beute verlieren und ihr Jagdinstinkt nicht mehr getriggert wird. 

Die Psychologie von Denkblockaden: Versagensangst und Trauma als häufige Ursache

Diese Überlebensreaktion kann auch eine vom Gehirn erlernte Reaktion sein. Das Gehirn handelt stets nach gelernten Mustern und versucht Situationen nach Erfahrungen zu bewerten. 

Es kann also sein, dass du in frühen Jahren eine traumatische Erfahrung gemacht hast und in dem Moment hat dein Gehirn auf den besagten Standby Modus geschaltet und dissoziiert. Das heißt, dein Bewusstsein hat sich in dem Moment von Gedanken, Gefühlen, Körperempfindungen und Handlungen abgespalten, um emotional nicht überlastet zu werden und zu überleben. Damals hat diese Reaktion geholfen. Das heißt dein Gehirn nutzt diese Strategie bei Angst einfach weiter.

Das Problem ist nur, dass die Auslöser der meisten Ängste im erwachsenen Alter unterbewusst falsch und viel zu hoch bewertet werden.

Das passiert zum Beispiel auch, weil du als Kind vielleicht gelernt hast, dass du bestraft oder getadelt wirst, wenn du keine perfekten Leistungen bringst.

Somit verfällst du in einen Perfektionismus und hast unglaubliche Versagensangst. Nicht vor der Situation an sich, sondern vor dem, was passiert, wenn du versagen solltest.

Auch das Imposter-Syndrom spielt hier eine große Rolle. Wenn du ein geringes Selbstwertgefühl hast, und du glaubst, einer Situation nicht gewachsen zu sein, steigern sich deine Versagensängste ungemein.

Ein sehr interessantes Interview zu dem Thema findest du dazu auf dem Youtube Kanal von Diary of a CEO:

Interview >> *Anxiety Expert: Anxiety Is A Predictive Error In The Brain! 

*Bei der Weiterleitung zu Youtube wird eine Verbindung zum Server von Youtube hergestellt. Dabei werden personenbezogene Daten an Youtube übermittelt (z.B. IP-Adresse). Wenn du auf den Link klickst, bist du damit einverstanden.

Prüfungsangst

Auch die Angst vor einer Prüfung ist meistens eher die Angst vor dem Versagen. Daher steigert sich die Angst, wenn die Prüfungen wichtiger werden, oder wir keine zweite Chance erwarten können. Auch wenn du glaubst, dass dein Prüfer oder deine Prüferin dich für unfähig hält, wird deine Angst in Prüfungssituationen höchst wahrscheinlich größer.

Stress als weiterer Auslöser einer Blockade

Auch Stress kann eine Denkblockade auslösen. In Stresssituationen wird die Atmung oft flach und das Gehirn so nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Chronischer Stress Führt zu einer Überproduktion von dem Stresshormon Cortisol, was langfristig die Funktion des Hippocampus (Gedächtniszentrum) beeinträchtigen kann. Auch die Amygdala (Angstzentrum) wird überaktiv, was klare Gedanken zusätzlich erschwert.

Außerdem verbraucht der Körper bei chronischem Dauerstress mehr Nährstoffe, die zu einer Verschlechterung wichtiger Gehirn- und Körperfunktionen führen können. 

Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Medizinische Gründe für geistige Blackouts und kognitive Funktionsstörungen

Mentale Blackouts und Konzentrationsstörungen können jedoch nicht nur psychische Gründe haben. Hier sind einige andere mögliche Gründe, die vielleicht für dich relevant sein könnten:

  1. Nährstoffmängel
  • Vitamin B12-Mangel: Kann zu Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit und im Extremfall zu Demenz führen.
  • Vitamin D-Mangel: Hängt mit Depression, Müdigkeit und mentaler Verlangsamung zusammen.
  • Eisenmangel: Führt zu Müdigkeit, verminderter Leistungsfähigkeit und Konzentrationsproblemen.
  • Omega-3-Fettsäuren: Mangel kann sich negativ auf Stimmung, Gedächtnis und Denkfähigkeit auswirken.
  • Magnesium– oder Zinkmangel: Beeinträchtigt die Neurotransmitterfunktion und somit das Denken und die emotionale Regulation.

    Schlafmangel / schlechte Schlafqualität
    • Schlaf ist essenziell für die Konsolidierung von Erinnerungen und die kognitive Leistungsfähigkeit.
    • Schon wenige Nächte mit schlechtem Schlaf beeinträchtigen Aufmerksamkeit, Entscheidungsfähigkeit und kreatives Denken.
  • Hormonelle Veränderungen
    • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Verlangsamt geistige Prozesse, macht müde und unkonzentriert.
    • Wechseljahre (bei Frauen): Hormonelle Schwankungen beeinflussen auch das Gehirn.
    • Testosteronmangel (bei Männern): Kann Konzentrationsschwierigkeiten und Motivationsverlust begünstigen.
  • Psychische Erkrankungen
    • Depression: Führt häufig zu „Denkverlangsamung“, Konzentrationsstörungen und „leerer Kopf“.
    • Angststörungen: Sorgen nehmen viel geistige Kapazität ein – wenig Raum für klares Denken.
    • ADHS: Kann ebenfalls mit Denkblockaden, Ablenkbarkeit und unstrukturiertem Denken einhergehen.
  • Neurologische Erkrankungen
    • Demenz (z. B. Alzheimer): Fortschreitende Gedächtnis- und Denkstörungen.
    • Multiple Sklerose, Parkinson, Epilepsie: Können mit kognitiven Einschränkungen einhergehen.
    • Gehirnerschütterung / Trauma: Beeinträchtigt temporär oder dauerhaft die Denkfähigkeit.
  • Infektionen / Entzündungen
    • COVID-19 („Brain Fog“): Konzentrations- und Denkprobleme sind häufige Langzeitfolgen.
    • Meningitis, Enzephalitis: Entzündungen im Gehirn können dauerhaft kognitive Fähigkeiten beeinträchtigen.
    • Chronisch-entzündliche Erkrankungen (z. B. Lupus): Können ebenfalls das zentrale Nervensystem beeinträchtigen.
  • Medikamentennebenwirkungen
    • Psychopharmaka, Antihistaminika, Schlafmittel oder Schmerzmittel (z. B. Opiate) können die Denkfähigkeit beeinträchtigen.
  • Toxine & Umweltfaktoren
    • Alkoholkonsum, Drogen, Schwermetallbelastung (z. B. Blei, Quecksilber) können neurotoxisch wirken.

Falls du dich generell fit im Denken fühlst, und nur bei Angst eine Denkblockade bei dir entsteht, sind diese Faktoren für dich sicher weniger relevant. Es ist allerdings immer gut, über alles im Bilde zu sein.

So kannst du Denkblockaden lösen und langfristig überwinden

Vorweg möchte ich dir raten, Hilfe bei Expert:innen zu suchen, wenn dein Leidensdruck zu groß ist. Ansonsten kannst du mit einigen Tipps arbeiten, um die Aufgeregtheit zu mildern, und so die Neurotransmitter in deinem Gehirn wieder zu harmonisieren.

Tipps zum überwinden von Denkblockaden:

  1. Visualisierung: Wenn es dir die Situation ermöglicht, schließe deine Augen und stelle dir vor, dass du in einer sicheren Umgebung und Situation bist. Stelle dir eine Situation vor, die für dich sehr entspannend wirkt. Das Ziel ist, deine körperlichen Symptome der Angst runter zu fahren, damit du wieder beginnst, klar zu denken.
  2. Bewegung und Atmung: Am besten wirkt körperliche Bewegung, um den Gedankenfluss wieder anzuregen. Sie ermöglicht, dass dein Gehirn besser mit Sauerstoff versorgt wird und regt die Produktion von Serotonin und Endorphinen an. Sollte dir das jedoch nicht möglich sein, versuche tief und ruhig in den Bauch einzuatmen, um die Sauerstoffaufnahme zu steigern. Eine Atemübung durchzuführen ist generell sehr gut, um jede Stresssituation zu meistern.
  3. Entspannungsübungen und mentales Training: Übe dich darin, dich auf deine Sinne zu fokussieren und dich bei negativen Gedanken in deiner Umwelt zu orientieren. Berühre und taste Dinge in deinem Umfeld, lausche Geräuschen und schaue dich um. Diese Nutzung der 5 Sinne und Orientierung gibt deinem Gehirn eine Pause.

Bonus Tipp – Meine Strategie und Erfahrung mit angstbedingten Denkblockaden: 

Vielleicht erinnerst du dich noch daran, dass das Gehirn aus Erfahrung heraus handelt. Laut Dr. Lisa Feldman Barrret (aus dem verlinkten Interview) und anderen Neurowissenschaftler:innen wie z.B. Dr. Caroline Leaf können wir unser Gehirn jedoch umprogrammieren, wenn wir es neue Erfahrungen machen lassen. Diese Strategie wird auch in der kognitiven Verhaltenstherapie angewandt.

Im Falle von Versagensängsten nutze ich jetzt immer die Worst Case Szenario – Taktik. Das heißt, ich stelle mir im Detail vor, was im schlimmsten Fall passiert, wenn ich tatsächlich versage. Und ich stelle mir vor, was ich dann tun könnte.

Meistens wirst du feststellen, dass der schlimmste Fall gar nicht so schlimm ist, und, dass du immer eine Strategie haben wirst, um danach wieder auf die Beine zu kommen. 

Eine ausführliche Anleitung dazu findest du in folgendem Artikel:

>> Ängste auflösen in wenigen Minuten

Erstens lernt dein Gehirn so direkt, dass keine echte Gefahr droht und es keine Stressreaktion auslösen muss. Und zweitens lernt es, nach jeder überstandenen Situation, dass nichts Schlimmes passiert. 

Fazit: Die „Denkblockade durch Angst“ kann überwunden werden

Wie du siehst, kannst du durch die Reaktionen deines Körpers eine Menge über dich selbst lernen! Ich finde das sehr positiv, selbst wenn es um belastende Themen geht. In jeder schwierigen Situation steckt das Potenzial zum innerlichen Wachstum und zur Weiterentwicklung! Nutze den Moment der Angst als Indikator und Weckruf dafür, dass du etwas dagegen tun kannst. Du bist der Situation nicht ohne Kontrolle ausgesetzt. Mache dir die Hintergründe der Denkblockade bewusst und wende die Tipps an.

Schreibe gerne in die Kommentare, ob und wie dir dieser Beitrag geholfen hat!

(Dieser Artikel ersetzt keine professionelle Diagnose. Bei akuten Problemen kontaktiere bitte Ärzt:innen oder Therapeut:innen)

Autor

  • Gründerin vom Wise Woman Magazine | Coach für ganzheitliche Gesundheit (Ernährungsberaterin nach traditioneller chinesischer Medizin & Coach für kognitive Verhaltenstherapie Techniken)

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