Warum habe ich Angst vor Veränderung? Gründe und Tipps

Angst vor Veränderung überwinden

Manchmal ist es wie verhext. Du möchtest oder musst etwas in deinem Leben verändern, um dich besser zu fühlen, aber plötzlich kommt eine lähmende Angst oder kuriose Antriebslosigkeit in dir hoch. Es ist paradox, denn eigentlich sollten wir uns doch gut fühlen und voller Euphorie sein, wenn positive Veränderungen anstehen. Dieses Phänomen ist vielen bekannt, der Fachbegriff für die allgemeine Veränderungsangst oder Phobie heißt Methatesiophobie.

Bei negativem Wandel ist es verständlich, dass wir uns nicht wohl fühlen, denn wir erwarten schlechte Erfahrungen. Doch warum haben wir Angst vor positiver Veränderung? Was ist der Grund für diese Angst?

Wie Angst vor Veränderung ensteht, wenn es sich um positive Situationen handelt, und wie du die Angst überwindest und dich frei machst, erfährst du in diesem Artikel.

Woher kommt die Angst vor Veränderung?

Emotionaler Widerstand gegen Veränderungen ist tatsächlich eine sehr menschliche und normale Reaktion, die auf verschiedenen psychologischen Mechanismen beruht:

1. Angst vor dem Unbekannten: Neue Situationen bedeuten oft, sich in neue, ungewohnte Umgebungen zu begeben. Diese Ungewissheit kann Angst auslösen, da wir nicht wissen, was uns erwartet und wie wir damit umgehen sollen.

2. Verlustängste: Der Prozess der Veränderungen bedeutet oft, dass wir etwas Altes oder Vertrautes loslassen müssen. Selbst wenn wir wissen, dass die Veränderung positiv ist, kann der Verlust des Bekannten und Vertrauten große Angst auslösen.

3. Komfortzone verlassen: Wir fühlen uns in unserer Komfortzone sicher und geborgen. Veränderungen bedeuten oft, dass wir diese Zone verlassen und uns in unbekanntes Terrain begeben müssen, was uns verletzlich erscheinen lässt.

4. Identitätsverlust: Manchmal identifizieren wir uns stark mit bestimmten Aspekten unseres Lebens, sei es unser Beruf, unsere Beziehungen oder unsere Gewohnheiten. Veränderungen in diesen Bereichen können das Gefühl des Identitätsverlustes auslösen. Wir fragen uns dann, wer wir ohne diese Aspekte sind und wie sich die neue Identität auf unser leben auswirken wird.

5. Gewohnheit und Routinen: Menschen sind Gewohnheitstiere. Selbst wenn eine Veränderung langfristig positiv ist, kann der Verlust von unserem gewohnten Trott und routinierten Abläufen vorübergehend Unbehagen auslösen.

6. Kontrollverlust: Veränderungen können das Gefühl von Kontrollverlust auslösen, da wir das Gefühl haben, dass uns die Kontrolle über unser Leben entgleitet. 

All diese Faktoren können zu einem emotionalen Widerstand gegen Veränderungen führen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Veränderungen ein natürlicher Teil des Lebens sind und oft Wachstum und Entwicklung ermöglichen, auch wenn sie zunächst schwierig sein können.

Doch es gibt noch mehrere Gründe, für unsere Angst vor allem Neuen. Dank der Neurowissenschaft gewinnen wir Einblicke in das, was sich in unserem Gehirn abspielt, wenn Veränderungen anstehen.

Wie reagiert unser Gehirn auf Veränderung?

Angst vor Veränderung überwinden

Die Neurowissenschaft kann auf verschiedene Weisen erklären, warum Veränderungen oft schwer fallen. Dies ist besonders spannend, denn je besser wir unseren Körper verstehen, desto besser können  wir uns selbst helfen und den Umgang mit Veränderung lernen. Hier sind einige Ansätze:

1. Gewohnheiten und neuronale Netzwerke: Unser Gehirn ist darauf ausgelegt, Effizienz zu maximieren, indem es neuronale Netzwerke für wiederkehrende Aktivitäten bildet. Wenn wir also eine Gewohnheit entwickeln, werden bestimmte neuronale Pfade verstärkt, um diese Gewohnheit auszuführen. Das bedeutet, dass Veränderungen diese etablierten Pfade herausfordern und sich neue neuronale Verbindungen aufbauen müssen, was Zeit und Energie erfordert. Dieser Prozess wird zum Beispiel durch Verhaltenstherapie gefördert.

2. Belohnungssystem: Unser Gehirn ist so beschaffen, dass es auf belohnende Reize reagiert, sei es durch die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin oder durch die Aktivierung bestimmter Hirnareale, die mit positiven Gefühlen verbunden sind. Wenn wir eine Veränderung vornehmen, kann dies bedeuten, dass wir uns vorübergehend von den gewohnten Belohnungen trennen müssen, was zu Unbehagen oder einem Gefühl der Leere führen kann.

3. Angst vor dem Unbekannten: Das Gehirn ist darauf ausgerichtet, potenzielle Gefahren zu erkennen und zu vermeiden. Veränderungen bedeuten oft ein Eintreten in unbekanntes Terrain, was zu Unsicherheit und Angst führen kann. Diese Angst vor dem Unbekannten kann dazu führen, dass wir in unserer Komfortzone bleiben und Veränderungen vermeiden.

4. Kognitive Dissonanz: Wenn unsere Handlungen nicht mit unseren Überzeugungen oder Zielen übereinstimmen, entsteht ein unangenehmes Gefühl der kognitiven Dissonanz. Wenn dir zum Beispiel eine Beförderung in eine leitende Position angeboten wird, könntest du zögern sie anzunehmen. Denn du warst immer überzeugt davon, dass du nicht als Führungsperson geeignet bist. Veränderungen erfordern oft eine Neuausrichtung unserer Überzeugungen oder Ziele, was oft die Angst verstärken kann und es uns schwer macht, Veränderungen vorzunehmen.

Insgesamt zeigen diese Ansätze, dass das menschliche Gehirn auf Stabilität und Gewohnheit ausgerichtet ist, was Veränderungen oft erschwert. Dennoch ist das Gehirn auch äußerst anpassungsfähig und kann sich an neue Bedingungen und Herausforderungen anpassen. Dazu musst du nur am Ball beleiben und deinen Weg trotz innerem Widerstand kontinuierlich verfolgen. 

Wie du mit der Angst umgehen kannst

Umgang mit der Angst

Nachdem du dich und dein Gehirn besser verstanden hast, kommen wir nun zu den Tipps, die dir helfen mit der Angst vor Veränderungen umzugehen:

1. Akzeptanz: Akzeptiere, dass Veränderungen ein natürlicher Teil des Lebens sind. Versuche, sie als Chance für persönliches Wachstum betrachten.

2. Informiere dich: Oftmals entsteht Angst vor Veränderungen aus Unsicherheit und Unwissenheit darüber, was genau passieren wird. Informiere dich daher so gut wie möglich über die bevorstehende Veränderung. Je mehr du darüber weißt, desto besser kannst du dich darauf vorbereiten, und das Gefühl der Kontrolle kehrt zurück.

3. Finde Unterstützung: Suche Unterstützung bei Freunden, Familie, Coaches oder einem Therapeuten, wenn du mit deiner Angst zu kämpfen hast. Manchmal hilft es, über deine Ängste zu sprechen und Unterstützung von anderen zu erhalten.

4. Breche die Veränderung in kleine Schritte: Veränderungen können überwältigend erscheinen, wenn du sie als einen großen, unüberwindbaren Berg betrachtest. Versuche stattdessen, die Veränderung in kleine, machbare Schritte zu unterteilen. Das macht sie weniger einschüchternd und ermöglicht es dir, dich nach und nach anzupassen. Es ist sehr hilfreich, diese Schritte in einem Kalender zu datieren. Plane deinen Weg durch die Veränderung auf verschiedene Tage auf und setzte dir Meilensteine, Ziele oder Deadlines. So hast du einen überschaubaren Leitfaden, an dem du dich sicher entlang hangeln kannst.

5. Fokussiere dich auf das Positive: Versuche, die positiven Aspekte der Veränderung zu erkennen. Auch wenn Veränderungen zunächst unangenehm sind, können sie oft zu neuen Chancen, Erfahrungen und Wachstum führen.

6. Praktiziere Achtsamkeit: Nutze Momente der Angst, um in dich hinein zu horchen und zu erkunden, wo genau die Angst gerade her kommt. Frage dich dann, ob sie realistisch ist. Achtsamkeitsübungen wie Meditation oder Atemtechniken können dir helfen, im Hier und Jetzt zu bleiben und dich weniger von deinen Ängsten über die Zukunft überwältigen zu lassen. 

7. Arbeite an deiner Flexibilität: Flexibilität ist entscheidend, um mit Veränderungen umzugehen. Versuche, offen für neue Möglichkeiten zu sein und dich an veränderte Umstände anzupassen, anstatt an alten Gewohnheiten festzuhalten.

8. Selbstfürsorge: Nimm dir Zeit für Selbstfürsorge und achte auf deine Bedürfnisse während des Veränderungsprozesses. Besonders in Momenten der Überwältigung hilft es, wenn du dir einen Moment für dich nimmst, um die Situation zu reflektieren und dir einen sicheren Ort zum durchatmen sucht. Das kann auch bedeuten, dass du dir Ruhe gönnst, gesund isst, ausreichend schläfst und dich regelmäßig bewegst. 

9. Nicht aufgeben: wie du im oberen Abschnitt gelernt hast, ist unser Gehirn fähig sich zu ändern und zu entwickeln. Dieser Prozess setzt ein, wenn wir anfangen einen neuen Weg zu gehen bzw. Veränderungen angehen. Sobald wir etwas tun, was wir vorher nicht getan haben, legt unser Gehirn los und baut neue Verbindungen. Und je länger wir durchhalten, desto stärker werden diese Verbindungen. Das heißt, alles was uns am Anfang schwer viel, wird uns mit der Zeit wesentlich leichter fallen. Also musst du nur kontinuierlich am Ball bleiben.

Wie du siehst, gibt es viele Möglichkeiten dich der Angst vor Veränderung zu stellen. Finde heraus, welche der genannten Gründe dich am meisten beeinflussen, versuche die Prozesse des Gehirns zu verstehen und stelle dir anhand der Tipps deinen eigenen Verhaltensplan für Angst zusammen. 

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