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Die traurige Wahrheit ist, dass sich viele Menschen ungeliebt fühlen.
Uns quälen tägliche negative Gedanken über uns selbst und dadurch leidet die Selbstachtung. Fehlende Selbstliebe könnte sogar als mentale Volkskrankheit angesehen werden. Es wird angenommen, dass rund 85% der Erwachsenen weltweit an einem niedrigen Selbstwertgefühl leiden.
Du bist also nicht alleine. Willkommen im Club…
(Woher diese Selbstliebe-Mangel kommt bzw. wie er entsteht, erfährst du in diesem Artikel zu den psychologischen Hintergründen von fehlender Selbstliebe: Selbstliebe Psychologie)
Die gute Nachricht: Selbstliebe kann man lernen!
Es ist aber kein Zustand, den man einmal erreicht und dann komplett abhakt. Es ist ein Prozess, eine tägliche Entscheidung, die du immer wieder neu triffst. In einer Welt voller Vergleiche, Erwartungen und Selbstzweifel ist es wichtiger denn je, dich selbst als wertvoll, liebenswert und genug zu sehen – genau so wie du bist. Doch wie geht das?
Wie kannst du Selbstliebe lernen, wenn dir bisher eher Selbstkritik vertrauter war? In diesem Artikel zeige ich dir fünf einfache Selbstliebe Übungen, die dir helfen, dich selbst besser zu verstehen, anzunehmen, zu lieben und wertzuschätzen.
Warum ist Selbstliebe wichtig? – Du und dein Umfeld
Bevor wir in die praktischen Übungen einsteigen, lass uns kurz klären, warum das Thema Selbstliebe und Selbstmitgefühl überhaupt so essentiell ist. Es ist die Basis für dein seelisches Wohlbefinden, deine Beziehungen zu anderen Menschen und deinen persönlichen Erfolg. Wenn du dich selbst liebst, setzt du gesunde Grenzen, triffst bessere Entscheidungen und erlaubst dir Fehler, ohne dich dafür fertig zu machen oder selbstkritisch zu reagieren. Du lernst, dir selbst zu vertrauen und dich wertzuschätzen – und das verändert alles.
Ob du es glaubst oder nicht, du kannst Selbstliebe und Selbstwert trainieren wie einen Muskel.
Wenn du dich selbst mehr lieben lernst und auf deine Bedürfnisse achtest, entwickelst du langsam eine Resilienz gegen deine eigenen toxischen, abwertenden Gedankenmuster.
5 Selbstliebe-Übungen
Dabei helfen dir diese Selbstliebe Übungen für jeden Tag:
Übung 1: Schreibe einen „Liebesbrief“ an dich selbst
Diese erste Selbstliebe-Übung wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas komisch und ungewohnt, aber sie ist unglaublich heilsam. Nimm dir einen ruhigen Moment, genug Zeit und schreibe einen Liebesbrief an dich selbst. Stell dir vor, du bist deine beste Freundin, dein bester Freund oder sogar jemand, der:die sich in dich verliebt hat. Dann formulierst du all das, was du an dir schätzt und toll findest.
Was hast du schon alles gemeistert?
Worauf bist du stolz?
Was macht dich einzigartig?
Was findest du schön an dir?
Du wirst überrascht sein, wie viel Positives du über dich sagen kannst, wenn du den:die inneren:e Kritiker:in mal ausschaltest. Diesen Brief kannst du immer wieder lesen – besonders an Tagen, an denen dein Selbstwertgefühl schwächelt. Die schriftliche Wertschätzung stärkt deine Selbstwahrnehmung und hilft dir, dich selbst lieben zu lernen und mit mehr Freundlichkeit zu betrachten.
Übung 2: Positive Affirmationen für mehr Selbstvertrauen
Affirmationen (bzw. Mantras) sind kurze, positive Sätze, die du dir regelmäßig sagst, um dein Unterbewusstsein neu zu programmieren. Der Trick dabei: Wiederholung. Schreibe dir 3–5 Affirmationen auf, die dich stärken. Hier ein paar Beispiele:
Ich bin ok, so wie ich bin. Ich muss nicht perfekt oder anders sein.
Ich verdiene Liebe und Respekt – besonders von mir selbst.
Ich vertraue mir, meine Fähigkeiten und meinen Urteilungsvermögen.
Mein Selbstwert hängt nicht von der Meinung anderer ab.
Wähle Affirmationen, die sich für dich richtig anfühlen, und sage sie dir morgens vor dem Spiegel oder am Abend, wenn du zu Bett gehst.
Wenn du nicht genau weißt, was für Sätze du formulieren sollst, überlege dir, welche negativen Sätze du oft in Gedanken wiederholst. Schreibe dann genau das Gegenteil dieser Sätze auf. So kreierst du deine ganz persönlichen positiven Affirmationen.
Das kann zum Beispiel so aussehen:
Ich schaffe das nie. -> Ich schaffe es!
Dabei können dir auch folgende Artikel helfen:
Kognitive Verhaltenstherapie selbst anwenden
Übungen zur kognitiven Verhaltenstherapie
Du wirst merken, wie sie nach und nach dein Denken verändern. Diese Übung ist einfach, aber unglaublich kraftvoll – besonders, wenn du sie täglich durchführst und dir die positiven Sätze immer wieder bewusst machst. Selbstakzeptanz beginnt oft im Kleinen.
Übung 3: Dein Selbstliebe-Tagebuch
Ein weiterer wundervoller Weg, Selbstliebe zu lernen, ist das Führen eines Selbstliebe-Tagebuchs. Jeden Abend schreibst du drei Dinge auf, die du an dir möchtest oder worauf du stolz warst. Vielleicht hat sich jemand gefreut dch zu sehen, du hast dich gut um dich selbst gekümmert oder einfach nur durchgehalten, obwohl es schwer war.
Dieser Fokus auf das Positive hilft dir, deinen Blickwinkel zu verändern. Oft denken wir am Ende des Tages immer nur an all das Negative, was passiert ist. Daher ist es wichtig, den Fokus eher auf die positiven Ereignisse zu lenken. Du trainierst dein Gehirn darauf, dich selbst als wertvoll und liebenswert wahrzunehmen. Mit der Zeit entsteht daraus ein liebevoller Dialog mit dir selbst – und das ist pure emotionale Selbstfürsorge.
Außerdem hilft dir diese Übung vor dem Einschlafen in einen Zustand der Entspannung zu kommen. So schläfst du leichter ein und die Tendenz zu negativen, kreisenden Gedanken, die dich wach halten, wird minimiert.
Übung 4: Die Spiegelübung – Augenkontakt mit dir selbst
Diese Übung ist intensiv, aber unglaublich wirkungsvoll. Stelle dich jeden Tag für ein bis zwei Minuten vor einen Spiegel und sieh dir selbst in die Augen. Sage dabei Dinge wie:
Ich sehe dich.
Ich bin für dich da.
Ich liebe dich.
Ich glaube an dich.
Klingt vielleicht erst mal kitschig – aber es funktioniert.
Viele Menschen vermeiden den ehrlichen Blickkontakt mit sich selbst, weil sie sich im Inneren ungenügend fühlen. Diese Übung hilft dir, diese Scham nach und nach abzubauen und dich wirklich zu sehen – mit all deinen Facetten. Es ist eine Einladung an dich selbst, dich als Mensch und Seele anzuerkennen.
Übung 5: Der digitale Detox für deine Seele
Selbstliebe bedeutet auch, dich vor Dingen zu schützen, die dir nicht guttun. Und seien wir ehrlich: Soziale Medien sind oft ein echter Selbstwertkiller. Deshalb empfehle ich dir, regelmäßig einen digitalen Detox einzulegen. Lösche Apps für ein paar Tage oder beschränke deine Bildschirmzeit bewusst.
Nutze diese Zeit, um dich auf dich selbst zu besinnen. Geh spazieren, male, tanze, meditiere, mach Sport, lese ein Buch oder tu etwas, das dir Freude bringt. Du wirst spüren, wie du wieder mehr bei dir selbst ankommst. Diese bewusste Auszeit stärkt deine Verbindung zu dir und reduziert unnötige Vergleiche mit anderen.
Fazit: Du kannst Selbstliebe stärken und lernen – jeden Tag ein Stück mehr
Selbstliebe ist der Schlüssel zu einem glücklicheren Leben. Es geht nicht darum, perfekt oder immer Sorgenfrei zu sein. Es geht darum, dich selbst in deiner Echtheit zu akzeptieren – mit all deinen Stärken und Schwächen. Die vorgestellten Selbstliebe Übungen sind einfache, aber tiefgehende Werkzeuge, um diesen Weg zu gehen. Du musst nicht alles auf einmal umsetzen. Fang mit einer Übung an, die dich anspricht, und beobachte, was sich verändert. Du wirst überrascht sein, wie schnell sich dein Verhältnis zu dir selbst verbessern kann – mit ein bisschen Geduld, Achtsamkeit und ganz viel Selbstakzeptanz.
Falls du herausfinden willst, wie es momentan mit deinem Selbstliebe-Level aussieht, kannst du dich hier testen oder folgenden Artikel lesen:
Fehlende Selbstliebe: Symptome und 8 wichtige Zeichen
Häufig gestellte Fragen zu Selbstliebe Übungen
Wie lange dauert es, bis ich mehr Selbstliebe empfinde?
Das ist ganz individuell und hängt davon ab, wie dein Ausgangszustand ist. Manche spüren schon nach wenigen Tagen erste Veränderungen. Falls du allerdings eine lange und tiefe Leidensgeschichte hast, braucht es vielleicht einige Wochen oder Monate. Wichtig ist, dass du dran bleibst und geduldig mit dir bist.
Was ist der Unterschied zwischen Selbstliebe und Egoismus?
Selbstliebe bedeutet, dich selbst zu respektieren und für dich zu sorgen – nicht, dich über andere zu stellen. Egoismus stellt das eigene Wohl über das der anderen, Selbstliebe sieht beides als wichtig an.
Kann man zu viel Selbstliebe haben?
Nein, echte Selbstliebe ist immer gesund. Sie macht dich empathischer, ausgeglichener und beziehungsfähiger – nicht narzisstisch oder abgehoben. Wenn du diesen Artikel gelesen hast, musst du dir keine Sorgen über Narzissmus machen. Ein Narzisst ist voller (falscher) Selbstliebe und würde solche Artikel daher gar nicht erst lesen.
Welche Übung hinsichtlich Achtsamkeit ist am effektivsten?
Das hängt davon ab, was dir gerade fehlt. Viele Menschen empfinden die Mantras oder das Selbstliebe-Tagebuch als besonders wirkungsvoll. Probier aus, was dir guttut.
Ist Selbstliebe auch für Männer wichtig?
Absolut! Selbstliebe ist kein „Frauenthema“, sondern betrifft uns alle. Männer dürfen (und sollten!) lernen, liebevoll mit sich selbst umzugehen – das ist unheimlich wichtig und könnte viele Probleme in unserer Gesellschaft lösen.