Nach Burnout nicht mehr belastbar: 3 Methoden zur Rehabilitation

Wie es nach dem Zusammenbruch weitergeht.

burnout spirale

Warum komme ich schneller an meine Grenzen?

Die meisten Menschen, die einen Burnout erleiden, haben oft ähnliche Charakterzüge und Glaubenssätze. Sie haben hohe Erwartungen an sich selbst und wollen gute Ergebnisse liefern. Sie fühlen sich nicht sonderlich wertvoll, wenn sie nicht produktiv sind bzw. “nichts leisten”. Viele haben auch nie gelernt sich selbst Pausen zu gönnen, sich emotional zu regulieren oder stecken durch alte Traumata ständig im Überlebensmodus. Das heißt, sie suchen stetig nach der nächsten Rettung, die das Leben besser machen könnte.

Diese Prägung führt dazu, dass du nach einem Burnout im gleichen Verhalten stecken bleibst wie vor dem Burnout. Nur, dass der Körper jetzt nicht mehr die gleiche Kraft hat wie vorher. Es ist ein wenig wie bei einem Marathonläufer, der plötzlich seinen Fuß verstaucht. Er ist es gewohnt zu laufen und alles zu geben, bis er ans Ziel kommt. Doch plötzlich kann er nicht mehr 100% geben. Und wenn er es trotzdem versucht, schmerzt ihm schnell der Fuß und er muss wieder eine Pause machen. Du hast quasi noch den gleichen Körper und das gleiche Mindset, aber dir fehlen nun die körperlichen Ressourcen, um so wie zuvor weiter zu funktionieren. Dadurch besteht die Gefahr, in der sogenannten Burnout Spirale zu enden. Du hast eigentlich keine Kraft mehr, aber machst weiter wie zuvor.

3 Methoden, die dir jetzt helfen können.

1. Passe deine Glaubenssätze an

Nach oder während der Burnout-Behandlung muss bei dir unbedingt das Bewusstsein geschaffen werden, dass du keine Maschinen bist. Der Körper ist ein komplexer Organismus. Die Körper- und Gehirn-Regeneration nach Burnout braucht Zeit. Außerdem wäre es ratsam, auf psychischer Ebene an deinen Glaubenssätzen zu arbeiten und das alltägliche Verhalten den neuen Umständen anzupassen. Du bist auch wertvoll und liebenswert, wenn du dein Leben nicht im Griff hast und keine Energie für socialising oder dergleichen hast. Ich kenne das nur zu gut. Wir haben einen frischen Funken von Energie und fangen sofort an unser Leben wieder “in den Griff” zu nehmen zu wollen: Sport, aufräumen, arbeiten bis alles erledigt ist, Zukunftsplanung, Pläne mit Freunden machen ….boom. Nach nur einem Tag sind alle mühsam aufgebauten Energieressourcen wieder aufgebraucht und man hängt wieder im Loch.

Frage dich, was du über dich selbst denkst, wenn du nicht das leistest, was du zuvor geleistet hast. Denkst du, dass du dann faul wärst? Oder nicht akzeptiert wirst? Nicht geliebt wirst? Schreibe es auf. Dann hinterfrage es. Würdest du andere Menschen so beurteilen, wenn sie nicht mehr leistungsfähig sind? Womöglich nicht. Du würdest ihnen sagen ,,Nehm dir Zeit, kümmer dich um dich! Deine Leistung hat nichts mit deinem Wert als Mensch! “ Genau so ein Feedback darfst du dir jetzt selbst geben! Was du brauchst ist Stressmanagement, Selbstfürsorge und einen täglichen Plan, an dem du dich orientieren kannst.

Glaubenssätze Burnout

2. Nutze Techniken um dein Energielevel zu dokumentieren

Die Dokumentation von Aktivitäten und Belastungen, die deine Grenzen überschreiten, kann sehr hilfreich sein. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Am einfachsten ist es, täglich deine generelle Stimmung zu notieren. War die Stimmung gut, schreibst du dazu, warum sie gut war. Interessanter sind hier jedoch die Tage, an denen deine Stimmung nicht so gut war. Was war der Trigger? Der Trigger wird notiert und dann von 1-10 bewertet. 1 bedeutet, es war ein weniger intensiver Trigger und 10 heißt, dass es extremen Einfluss auf deine Stimmung hatte. Nach einem längeren Zeitraum erhältst du interessante Erkenntnisse, die du vorher vielleicht gar nicht auf dem Radar hattest. 

Als ich damals anfing meine Trigger zu dokumentieren, wusste ich, dass mein Job als Kellnerin mir sehr viel Energie raubte. Doch ich dachte, es war die harte Arbeit an sich. Beim Dokumentieren bewertete ich jedoch seltener die körperliche Arbeit als hohen Trigger. Was sich aber konstant auf meiner Liste durch die Woche zog, war der Kontakt mit Gästen, der mich energetisch kaputt machte (oft im Bereich 7-10). Ich machte eine schwere Zeit durch, musste aber vor den Gästen so tun, als wäre ich emotional stabil. Dazu noch 8 Stunden (oft mehr) lächeln und freundlich sein. 

Durch diese Erkenntnis wurde mir bewusst, dass ich in meinem Zustand eher zu einem Job ohne Kundenkontakt wechseln sollte. Es können aber auch Kleinigkeiten sein, die einen sehr triggern. Ich hatte zum Beispiel auch einen alten Laptop, den ich nutzte, um nach neuen Beruflichen Perspektiven zu recherchieren. Dieser Laptop brauchte jedoch ewig, bis er hochgefahren war und er hing sich ständig auf. Ohne die Trigger-Skala empfand ich das zwar als sehr nervig, doch ich wollte kein Geld für einen neuen Laptop ausgeben. Nach der Trigger Dokumentation wurde mir klar, dass mein nerviger Laptop meine Stimmung extrem beeinflusste und mich sogar davon abhielt, effektiv an der Planung meiner Zukunft zu arbeiten. Also investierte ich in einen neuen Laptop und somit in meine mentale Gesundheit.

Alternativ kannst du dir auch ein Diagramm anlegen, in dem du täglich deine Energie, Anspannung und Stimmung protokollierst. Auch hier bewertest du alles auf einer Skala von 1 bis zehn und notierst die Aktivitäten und Belastungen, die damit in Verbindung stehen. 

nach Burnout nicht mehr belastbar

Bild: Privatklinik Meiringen

3. Lernen zu fühlen

Diese Techniken zeigen dir, was du ändern kannst. Sie machen dich aber auch gezielter auf dein Energielevel aufmerksam. Vor dem Burnout hast du das wahrscheinlich grundsätzlich ignoriert. Nach dem Motto: ,,Gegen Müdigkeit und Erschöpfung gibt es ja Energiedrinks…”

Es ist von großer Bedeutung, dass du wieder lernst zu fühlen, was dein Körper und deine Seele brauchen. Bist du müde? Dann trinke nicht den nächsten Kaffee, sondern versuche dich in der Mittagspause stattdessen ein wenig auszuruhen. Oder gönne dir am Wochenende Ruhe, statt den ganzen Garten umzugraben. Es ist leichter gesagt als getan, denn manche Aktivitäten tun uns auch gut und oft sammelt sich so einiges auf der To-Do Liste an. Doch wenn wir die Dinge nur mit halber Kraft erledigen, werden sie eh nicht so, wie wir uns das gewünscht haben. Was an erster Stelle stehen sollte, ist die Frage: ,,Habe ich gerade wirklich Energie dafür?” 

Also lieber Pausen einlegen, die Erholung vorschieben und wenn die “Batterien” wieder stabil geladen sind, bewusst loslegen. Du wirst erstaunt sein, wie gut das funktioniert. Manchmal wache ich am Wochenende auf und denke ,,Oh man, heute schaffe ich bestimmt gar nichts, ich bin so fertig.” Dann bin ich oft sehr deprimiert und unzufrieden, weil ich mir eigentlich viel vorgenommen hatte. Auch die alten Glaubenssätze schleichen sich wieder in meinen Kopf ,,Du kannst doch nicht den ganzen Tag nur rumliegen! Du verschwendest deine kostbare Zeit! So kommst du nie an deine Ziele!” Doch ich versuche mir zu sagen ,,Ich habe viel durchgemacht, mein Körper und mein Kopf brauchen ein wenig mehr Ruhe.” Nach ein paar extra Stunden Entspannung kommt der Tatendrang und die Energie dann meistens zurück.

fühlen lernen

Doch Vorsicht vor zu viel Isolation.

Bei der ganzen Sache solltest du nur eines bedenken:

Verkrieche dich nicht nur noch zu Hause im Bett oder auf der Couch. Es tut uns gut, raus in die Natur zu gehen, Freunde zu treffen, Sport zu treiben oder sich kreativ zu betätigen.

Fallen all diese Aktivitäten auf Dauer weg, kann sich eine depressive Stimmung breit machen. 

Zugegeben, es ist nicht leicht hier die Balance zu finden, doch je mehr du dein neues Energielevel kennenlernst, dich mit dir und deinen Glaubenssätzen auseinander setzt und deine Trigger erforschst, wirst du deinen ganz individuellen Weg finden.

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